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Apocalypse Tetro

Regisseur ohne Drehbuch. Francis Ford Coppola hatte sich eigentlich schon bestens in Buenos Aires eingerichtet. Im Stadtteil Palermo hatte der Regisseur ein Produktionsstudio mit einem Wohntrakt gekauft. Denn sein neues Werk »Tetro« wollte er im nächsten Jahr in Argentinien drehen.

Der Drehbeginn wird sich aber verzögern. In der vergangenen Woche brachen fünf Personen in Coppolas Gebäude ein. Da sie kein Bargeld fanden, stahlen sie eine Kamera und den Laptop des Regisseurs. Auf dem Computer hatte Coppola das Drehbuch für »Tetro« gespeichert. Der Filmemacher, von dem unter anderem »Der Pate«, »Apocalypse Now« und »Bram Stoker’s Dracula« stammen, hat die Diebe mitt­lerweile in verschiedenen argentinischen Medien aufgefordert, den Laptop oder zumindest die enthaltenen Daten zurückzugeben. Sollte Coppola für die Rückgabe Geld zahlen, könnte ein ganz neuer Zweig der Kriminalität entstehen: die Drehbuchentführung. mst

Schon mumifiziert

Museale Musik. Klassische Konzerte sind visuell keine sonderlich aufregenden Veranstaltungen. Das weiß auch der Dirigent und Komponist Pierre Boulez. In der vergangenen Woche sagte er in einem Interview: »In ein Sinfoniekonzert zu gehen ist so ähnlich wie ins Museum zu gehen, um sich Ötzis konservierten Leichnam anzusehen.« Die Atmosphäre sei natürlich nachteilig für moderne Komponisten. Allein der Frack der Musiker stoße das Publikum schon ab. »Warum nicht auch noch eine Perücke?« gab Boulez sarkastisch zu bedenken. Der 81jährige stellt zurzeit auf einer Europa-Tournee Musik des 20. und 21. Jahrhunderts vor. mst

Gelesen wird nicht

Günter Wallraff. Eigentlich hatte der Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff Folgendes ausgehandelt: Er werde im Beirat der geplanten Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld mitarbeiten, wenn er im Gegenzug in dem Bau aus den »Satanischen Versen« des Autors Salman Rush­die lesen dürfe, der wegen vermeintlicher Beleidigung des Propheten in dem Buch immer noch von einem iranischen Mordaufruf bedroht ist.

Die Verantwortlichen der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) haben in der vergangenen Woche Wallraffs Vorhaben nun doch abgelehnt. Die Lesung verletze die Gefühle der Muslime, hieß es als Begründung. Wallraff ist empört und will in den kommenden Wochen in die Türkei reisen, um das Amt für religiöse Angelegenheiten, dem die Ditib untersteht, zu überzeugen. Mit der Organisation in Deutsch­land konnte der Autor keinen Kompromiss finden, obwohl er angeboten hatte, lediglich auf dem Parkplatz der Moschee vorzulesen. mst

Man trägt Oktopus

Neue Serie. Matt Stone und Trey Parker leisten Erstaunliches. Seit zehn Jahren gibt es ihre Animationsserie »South Park« schon. Dennoch haben die Figuren Cartman, Kenny, Stan und Kyle nie gelangweilt.

Trotz der satirischen Großleistung haben Parker und Stone aber noch Zeit für andere Vorhaben. Für den Sender Comedy Central arbeiten sie an der Serie »Kenny vs. Spenny« mit. In ihr treten Kenny Hotz and Spencer Rice zu absurden Wettbewerben an. In bereits produzierten Folgen stellen sie sich Herausforderungen wie: Wer kann am längsten nackt bleiben? Wer verkauft mehr Bibeln? Wer kann am längsten einen toten Oktopus auf dem Kopf tragen? Stones und Parkers Aufgabe ist es eigenen Angaben zufolge, den Kanadiern Hotz und Rice den US-amerikanischen Humor näherzubringen. Auf »South Park« muss dennoch niemand verzichten. Die Schöpfer der Serie produzieren zurzeit neue Folgen, in denen u.a. der böse Cartman vorgibt, am Tourette-Syndrom zu leiden. mst