Popcorn und Eingeweide

von julian bernstein

Abgetrennte Hoden, durch die Luft fliegende Innereien – bei Filmen von Robert Rodriguez weiß man, worauf man sich einlässt. Insbesondere, wenn es sich ausdrücklich um eine Reminiszenz an das nicht gerade von Subtilität und Zurückhaltung geprägte Exploitation-Kino der siebziger und achtziger Jahre handelt.

In den USA kam »Planet Terror« ursprünglich nicht als eigenständiger Film, sondern als Double-Feature unter dem Titel »Grindhouse« gemeinsam mit Quentin Tarantinos »Death Proof« ins Kino. Dass er in Europa als eigenständiges Werk gezeigt wird, liegt daran, dass das Konzept in den USA ein Flop war.

Geht es in »Death Proof« um die Slasher-Thema­tik, so behandelt »Planet Terror« einen anderen klassischen Stoff des Trash: den Zombiefilm. Rose McGowan als suizidale Go-Go-Tänzerin mit einem Maschinengewehr als Beinprothese und Freddy Rodríguez als Kampfkunst­experte mit dunkler Vergangenheit metzeln Hunderte mutierter, von einem Killervirus befallener Zombie-Menschen nieder. Weitere Charaktere sind ein Hoden sammelnder Wissenschaftler, ein Ärztepaar mit psychopathischem Einschlag und Lieutenant Muldoon (Bruce Willis), der Anführer des Militärs, das auf mysteriöse Weise involviert ist.

Viel mehr geschieht nicht. Filme des Stilistikers Rodriguez sollte man nicht unbedingt nach ihrem Inhalt bewerten. Im Gegensatz aber zu Tarantinos Film, in dem drei Viertel der Zeit Langeweile herrscht, zitiert Rodriguez konsequent in der Optik der Achtziger beinahe alles, was das Exploitation-Kino hergibt: Die Charaktere sind alle irgendwie verkommen, die texanische Kleinstadt ähnelt einem surrealen Abgrund, und Tag wird es sowieso nie. Die Szenerie ist in einen düsteren, nasskalten Nebel getaucht, durch den von Zeit zu Zeit zerfetzte Gliedmaßen fliegen. Alles ist also dermaßen parodistisch überzeichnet, dass man gar nicht anders kann, als jeden absurden Dialog und jedes abgetrennte Körperteil mit einem Lächeln zu quittieren. Als veredelter Splatterfilm befriedigt »Planet Terror« mit Waffen, exzessiven Gewaltdarstellungen und Brüsten in Großaufnahme zugegebenermaßen auch die allerniedrigsten Zuschauerwünsche. Unterhaltungskino war aber nur selten so gut.

»Planet Terror« (USA 2007). Regie: Robert Rodriguez, Start: 2. Oktober