Hurra, hurra, die Zone brennt!

Platte Buch von marcus garbrecht

»Wir haben euch was mitgebracht!« skandieren Egotronic. Das Berliner Electropunkprojekt hat aber nicht nur »Bass, Bass, Bass« dabei, sondern auch das »Lustprinzip«. Thematisch dreht sich das nach der Theorie von Sigmund Freud betitelte Album vor allem um hedonistische Ravergeschichten und Politik. In den elf Songs des Albums bieten Egotronic nicht nur konstruktive Lösungsvorschläge für das Problem des Rassismus in Ostdeutschland (»Gib mir ein Feuerzeug, dann brennt erst Mügeln und danach die ganze Zone!«), sondern fordern auch zum »Raven gegen Deutschland« auf. So ganz los kommen sie also nicht von ihrem Image als linke Proleten. Dieser Eindruck wird dadurch erhärtet, dass sich ein Großteil der Texte auf Parolen reduziert.

Dennoch stellt »Lustprinzip« einen Bruch zur vorherigen Platte »Die richtige Einstellung« dar. Der für Egotronic anfangs typische C64-Sound mit Punkattitüde weicht immer häufiger stampfenden Beats im Vier-Viertel-Takt, der Stil ist electrolastiger und tanzbarer. Unterstützt wird die Band von Musikern wie Plemo und Sedlmeir. Zudem wird dem Hörer sogar die im Berliner Nachtleben obligatorische »Afterhour« gegönnt. Ob es Egotronic, wie es das Riesenrad auf dem Cover andeutet, wie Scooter und andere in die CD-Player der Kirmesschausteller schaffen, bleibt fraglich. Denn dazu stecken immer noch zu radikale Slogans in den Songs. Dennoch wird es auf der anstehenden Tour sicher turbulenter zugehen als in einer Achterbahn mit Looping.

Egotronic: Lustprinzip (Audiolith)