Vom Häuslebau zur Rezession

Die US-amerikanische Hypothekenkrise hat auf die US-amerikanische Wirtschaft durchgeschlagen. Die Uno befürchtet bereits eine weltweite Rezession. Kommentar von carlos kunze

Mit Schreckensnachrichten wurde zu Beginn dieser Woche nicht gespart. »Das große Zittern« hat das Handelsblatt ausgemacht, Spiegel online befürchtet eine »Horrorwoche an der Börse«, denn die »Finanzmärkte zittern vor Bank-Bilanzen«, und das Internetmagazin Slate meint, eine der berühmt-berüchtigten »Abwärtsspiralen« zu erkennen – in der US-amerikanischen Wirtschaft. Kurz, die nunmehr spürbaren Auswirkungen der so genannten Subprime-Krise, die im vergangenen Sommer durch schlecht besicherte Häuslebauer-Hypothekenkredite in den USA verursacht wurde, hat sich mittlerweile durch die diversen Bereiche der Dollarökonomie hindurch gefressen. Und keineswegs nur durch diese.

Die Krise hat zunächst die unmittelbaren Mitverschulder der Krise, vor allem Hypothekenbanken wie die in der vorigen Woche für vier Milliarden Dollar an die Bank of America verscherbelte Countrywide, erfasst. Dann erwischte es jene Banken, die ihr Geschäft mit den Subprime-Hypotheken stark ausgeweitet hatten, wie die Citigroup, die größte Bank der Welt, die infolge der Krise rund 18 Milliarden Dollar abschreiben muss, oder die Investment-Bank Merryll Lynch mit möglicherweise 15 Milliarden an erwarteten Abschreibungen – doppelt so viel wie bislang befürchtet. Die Konsequenzen davon sind unter anderem ein massiver Stellenabbau (Citigroup soll möglicherweise 20 000 der insgesamt 330 000 Jobs abbauen), und dass diese Banken sich frisches Geld besorgen müssen, um sich abzusichern: Citigroup eine Finanzspritze von mindestens zehn Milliarden Dollar, Merryll Lynch etwa vier Milliarden.

Die Krisenerscheinungen sind keineswegs auf amerikanische Banken beschränkt. Die Deutsche Bank hat wegen der Subprime-Krise im gleichen Quartal 3,2 Milliarden Euro abgeschrieben, die Dresdner Bank hat es mit im dritten Quartal des Vorjahrs mit 575 Millionen Euro erwischt, weitere Wertberichtigungen schließen Analysten nicht aus, und der Preisverfall hat sich der FAZ zufolge bereits auf andere Zweige des Kreditgeschäfts ausgeweitet. Gegen die Deutsche Bank wie gegen andere Finanzhäuser ermittelt inzwischen die US-amerikanische Justiz, weil sie die riskanten Subprime-Papiere massenhaft weiterverkauft hat, obwohl sie die Risiken der Anlage bereits erkannt hatte und sich selbst gegen den Einbruch der Immobilienpreise absicherte.

Während allgemein zumindest von einer deutlichen Abkühlung des US-Wirtschaftswachstums im ersten Quartal dieses Jahres ausgegangen wird, erklärten in der vorigen Woche Ökonomen von Goldman Sachs, in den USA sei in diesem Jahr eine Rezession zu erwarten, unter anderem wegen der Krise am Immobilienmarkt. Eine Rezession bedeutet in der Sicht von Ökonomen, dass die Wirtschaft in zwei Quartalen hintereinander schrumpft.

Weiter noch gehen die Vereinten Nationen, die bereits die Gefahr einer weltweiten Rezession sehen. Im Jahresbericht der Uno zur globalen Wirtschaftsentwicklung ist die Rede von bereits gegenwärtigen Anzeichen, dass in diesem Jahr das Wachstum der Weltwirtschaft nahezu zum Erliegen kommen könne. Hauptgründe dafür: der Abschwung am US-Häusermarkt, die Kreditmarkt-Krise und der schwache Dollar. Die Chancen, dass es zu einer Rezession komme, stünden ungefähr 50 zu 50.

So hat die Globalisierung der kapitalistischen Ökonomie auch die Globalisierung ihrer Krisenphänomene mit sich gebracht, und die Instabilität der Finanzsphäre schlägt auf die anderen Bereiche der Wirtschaft durch. Aber das ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Ideologie der regressiven Antikapitalisten, die zwischen Fabrik und »Heuschrecke«, zwischen »schaffendem« und »raffendem« Kapital trennen, jeder Grundlage entbehrt.