Nutzt die Kraft!

Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Manchmal ist der letzte linke Student gar nicht richtig bei sich. Er ist dann: aushäusig. Allerdings hat er meistens einen guten Grund. Entweder: er agitiert. Oder: er holt sich neues Agitationswerkzeug. Oder: er reproduziert seine Arbeitskraft. Arbeitskraft: ist dabei synonym mit Kampfkraft. Kampfkraft wiederum: braucht es Tag für Tag. Denn: »Der Abraum der falschen Geschichte muss in den Müll! Nur so kann die richtige Gesch. entstehen! Siehe Engel der Geschichte, Hegel, Fichte, usf.« So steht es im besonderen Notizbuch. Das klingt sehr entschlossen. Und richtig ist’s auch.

Folglich: hat es einen guten Grund, wenn der letzte linke Student seine Arbeits- und Kampfkraft reproduziert. Und darum: ist er nicht richtig bei sich. Sondern: im Kino. Dort: schaut er einen Actionfilm. Zwar: ist die Botschaft des Filmes reaktionär. Denn: der Held in dem Film ist nicht gut zu Vietnamesen und Russen und Frauen. Aber: er ist ein Held. Wäre der letzte linke Student ein Held, so müsste er seine Arbeits- und Kampfkraft nicht reproduzieren. Er hätte sie: quasi immer dabei. Er wäre: im Gottmodus. Nur: ohne das Wort Gott. Denn Gott: ist für die anderen. Die anderen: sind die Feinde. Die er: zerquetschen würde. Just so: wie der Held im Film die Feinde zerquetscht. Das wiederum: ist er­hebend.

Nach dem Kino setzt sich der letzte linke Student gleich an den Schreibtisch. Er greift das be­sondere Notizbuch. Schreibt: »Man muss manch­mal nur die Vorzeichen umkehren. Wie bei dem Kinofilm. Dann wird das Böse gut. Aber es bewahrt seine Kraft.« Das ist einleuchtend. Nein, mehr noch: es ist wahr. Und auch wir sollten endlich erkennen, dass man nicht immer nur was ablehnen darf, sondern es stattdessen nutzbar machen muss.