Rodrigo und Gabriela – so heißt keine neue Mittelalterschmonzette auf dem Taschenbuchmarkt, sondern das wohl einzige Akustikgitarren-Duo des Heavy Metal. Das klingt nach einem Widerspruch, ist aber durchaus konsequent: Denn die Fingerfertigkeit des Gitarristen ist von jeher – spätestens seit dem endgültigem Sieg Ritchie Blackmores über den Organisten Jon Lord – das höchste Qualitätskriterium im Metal.
Am stärksten ist das 1999 aus Mexiko nach Europa emigrierte Paar Rodrigo Sanchez und Gabriela Quintero, wenn es seine ureigenen Versionen von Songs wie Metallicas »Orion« oder gar Led Zeppelins »Stairway To Heaven« furios und in Hochgeschwindigkeit spielt. In diversen mexikanischen Metal-Combos haben die beiden Instrumentalisten gelernt, worauf es im Genre ankommt, auch dann, wenn man Nylonsaiten aufgespannt hat: Härte, Geschwindigkeit und trotzdem absolute Berechenbarkeit. Gabriela sagt: »Wir improvisieren nie. Als Metal-Fan wie als Metal-Gitarist willst du immer genau dasselbe beschissene Solo hören.«
Auf der nun auch in Deutschland veröffentlichten Platte »Rodrigo y Gabriela« entschädigen die Adaptionen bekannter Stücke reichlich für die vom Latin-Boom des zurückliegenden Jahrzehnts hörbar geschädigten Eigenkompositionen. Doch auch diese dürften noch dazu dienen, das Publikum der Latin-Musik – erfahrungsgemäß Mütter mittleren Alters aus dem Alternativ-Milieu – wenigstens durch aberwitziges Tempo zu irritieren.
Rodrigo y Gabriela: Rodrigo y Gabriela (Pias Recordings)
