Digitale Steuerfahndung

Eigentlich sollte das in Schweden 1766 in Kraft getretene Öffentlichkeitsprinzip allen Bürgern Zugang zu fast allen Informationen ermöglichen, die von staatlichen Stellen über die Einwohner des Landes gesammelt wurden. Wer will, kann seither beim örtlichen Finanzamt die Steuerunterlagen von Nachbarn, Freunden oder Prominenten einsehen. Den meisten Bürgern war das allerdings viel zu umständlich, deswegen wurden die öffentlichen Steuerregister bisher hauptsächlich von Journalisten und Ermittlern genutzt. Das Internet änderte dies gründlich: Im November 2006 startete in Schweden Ratsit.se, eine Seite, die die aktuellen Daten der Steuerbehörden kostenlos im Netz zur Verfügung stellte. Die Suchmaschine erlaubte es, einen Namen einzugeben, und schon erhielt man Informationen über das versteuerte Einkommen der jeweiligen Person. Schon nach kurzer Zeit hatten sich mehr als 600 000 User registriert, 50 000 Anfragen verzeichnete die Seite pro Tag, bis die schwedische Regierung die Betreiber zwang, nur Informationen über Firmen kostenlos anzubieten. Auskünfte über Privatpersonen kosten dagegen 15 Kronen, umgerechnet rund 1,50 Euro. Im benachbarten Norwegen gibt es solche gesetzlichen Beschränkungen nicht. Seit 2007 locken die Internetseiten diverser Zeitungen mit ausgefeilteren, kostenlosen Steuersuchmaschinen User an. Dazu werden Top-Ten-Einkommenslisten von Prominenten, Politikern und Wirtschaftsmanagern angeboten, außerdem kann man nach den reichsten Bürgern einer Stadt suchen. Oder nach den Gebieten, in denen die ärmsten Menschen leben. In Schulen verzeichnete man bereits erste Fälle von Sozialmobbing.