Grenzerfahrung

Die Deutschen, die auf dem Weg nach Bukarest waren, um sich dort an Pro­testen gegen den Nato-Gipfel zu beteiligen, sind seit Sonn­tag wieder zuhause. Vergangene Woche war ihnen die Einreise nach Rumänien verweigert worden.
Die sechs Deutschen wollten an einer Informationstour zum Nato-Gipfel in Bukarest durch Tschechien, die Slowakei, Serbien und Bulgarien teilnehmen. Als sie die bulgarisch-rumänische Grenze überqueren wollten, nahm sie die rumänische Grenzpolizei fest. Bücher, Flugblätter und Informationsmaterial wurden beschlagnahmt. Mehrere Stunden lang wurden die Festgenommenen von Mitarbeitern des rumänischen Geheimdienstes einzeln verhört. Sie versuchten, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, und kontaktierten lokale Medien. Die Grenzpolizei wollte unbedingt ein Zusammentreffen mit der Presse vermeiden, daher wurde die Gruppe nach insgesamt 19 Stunden Aufenthalt ohne offizielle Begründung nach Bulgarien abgeschoben.
Zwei der Abgeschobenen machten sich drei Tage später mit einem Linienbus von Sofia aus auf den Rückweg nach Berlin, wur­den jedoch schon an der Grenze zu Serbien erneut gestoppt. Die serbischen Grenzbeamten verweigerten ihnen die Weiterreise durch Serbien. Die Abweisung der Reisenden wurde mit dem »Mit­führen von neofaschistischer Propaganda« begründet.
Wie die staatliche Reaktion auf die geplanten Proteste in Bu­karest ausfallen wird, ist noch ungewiss. Das Verteidigungs- und Innenministerium kündigte für die Tage des Gipfels verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an. Einheiten der Armee würden in höhere Bereitschaft versetzt und Militärflugzeuge sollen den Luftraum über Bukarest kontrollieren, berichtete die rumänische Zeitung Ziua. fr