Papa, Opa oder Gott

Sogar die kleinen Kinder in Brasilien freuen sich, dass Jürgen Heraeus zum neuen Vorsitzenden von Unicef Deutschland gewählt wurde. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man derzeit die Website der Organisation besucht. Vielleicht hätten die Kinder sogar Grund dafür, versucht man doch, mit dem neuen Vorstand das Vertrauen der Spenderinnen und Spender zurückzugewinnen und ihre Brieftaschen wieder zu öffnen. Der 71jährige Heraeus war lange Jahre Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen Edelmetall- und Technologiekonzerns, der im Jahr elf Milliarden Euro umsetzt, inzwischen ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der wird sich seine Lebensversicherung wohl nicht von Unicef bezahlen lassen, sollte man meinen. Genau das war dem ehemaligen Geschäftsführer Dietrich Garlichs vorgeworfen worden. Aber nicht nur in diesem einen Fall war die Verwendung des gespendeten Geldes bei Unicef nicht ganz eindeutig gewesen. Ende vorigen Jahres war bekannt geworden, dass die Organisation einige Spendenwerber beschäftigte, die bis 750 Euro am Tag erhielten. Die Verantwortung hierfür wollten weder Dietrich Garlichs noch die Vorsitzende Heide Simonis übernehmen, lieber traten beide von ihren Posten zurück.
Weil es mit den Spenden rapide bergab ging, musste ein Mann her, der nicht einfach nur vertrauenswürdig ist. Nein, Unicef brauchte jemanden, der schon so richtig was geleistet hat für Deutschland, einen Mann, dem die treuen Spenderseelen vertrauen. Jemanden wie Heraeus, einen stolzen Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse! Das erhielt er im Jahr 2000 für sein Engagement in wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Belangen. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) lobte Jürgen Heraeus damals als »einen großen, fürsorglichen Unternehmer«. Das klingt doch wie Papa, Opa oder Gott. Oder zumindest nach einem, der viel Geld, ordentlichen Umgang und vor allem Freude im Umgang mit viel Geld hat und die Kinderchen schon schaukeln wird.