Verschlagener Appetit

Wenn Spiegel online sich aufregt, dann richtig, und diesmal war man besonders aufgeregt, denn es ging um die Zukunft des Abendlandes. Gut, Spiegel online war nicht allein empört, sondern hatte die Aufregung britischer Boulevardmedien übernommen, aber auf Kleinigkeiten kommt es nicht an, wenn die Welt gerettet werden muss. Und zwar vor einem Onlinespiel.
Das heißt »Miss Bimbo« und taugt mangels gewalttätiger Inhalte zwar nicht als Vorlage für Schulmassaker und Amokläufe, gleichwohl schien es geeignet, Minderjährige zu verderben. Denn bei »Miss Bimbo« – »Bimbo« ist ein englischer Ausdruck für eine nicht sonderlich intelligente, oberflächliche Tussi – geht es darum, seine Spielfigur ein Schlampenleben führen zu lassen. Dazu gehören Besuche im Fitness­studio, exzessives Einkaufen, richtige Ernährung, Schönheitsoperationen und Besuche im Sonnenstudio – und dazu gehörte auch, Appetitzügler kaufen zu können. Bis Journalisten darauf pochten, dass dies auf gar keinen Fall gehe. Zwar war das Kaufen von Schlankheitspillen kein besonders cleverer Einfall der Betreiber, doch mittlerweile wurde dieses Feature abgeschafft, und nun muss Bimbo, im vorliegenden Fall Bimbo Elkie, eben auf Pommes verzichten und Gemüse essen, was nicht weiter schlimm ist.
Denn essen gehört ohnehin nicht zu den Hauptbeschäftigungen der virtuellen Schlampe, die sich auf jedem neuen Level neuen Herausforderungen stellen muss. Die Spielerin lernt dabei fürs Leben: Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man als intelligente Frau gleichzeitig versucht, so gut wie möglich auszusehen und maximalen Spaß zu haben.