George Clooney im Gespräch über tolle Haare, Altwerden und Boxershorts

»Ich bin mein Lieblingsschauspieler«

Im Interview spricht George Clooney über die Doppelbelastung als Regisseur und Schauspieler, Manolo-Blahnik-Pumps und sagt, warum er sich nicht mehr in Boxershorts fotografieren lässt

Haben Sie jemals körperlich harte Arbeit verrichtet?

Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe ich früher auf dem Bau gearbeitet. Für Geld habe ich auch schon Tabak geschnitten. Ich weiß also, wie man arbeitet. Aber das sind nicht unbedingt Fähigkeiten, von denen ich heute noch profitiere.

Sie haben tolle Haare.

Ja, ich habe gutes Haar.

Was sind Ihre negativen Eigenschaften?

Ich bin ein schlechter Tänzer und ganz sicher ein noch schlechterer Sänger. Die Coen-Brüder wollten mich nicht einmal in meinem eigenen Film singen lassen. Das war mir sehr unangenehm. Ich habe viele Schwächen, aber ich werde sie Ihnen nicht alle nennen, sonst werden Sie das gesamte Gespräch über auf ihnen herumreiten. Wollen Sie einen Tipp? Nein, ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie werden es schon selbst herausfinden.

Sind Sie kleiner als John Krasinski, mit dem Sie im Football-Film »Ein verlockendes Angebot« gemeinsam spielen?

Ich bin 1,82 Meter, und er ist 1,91 Meter. Er ist ein Riese. Die anderen Schauspieler hatten alle in etwa meine Größe, John wirkt wirklich sehr groß. Damit wollten wir auch ausdrücken, dass er einer ganz anderen Generation angehört.

Im Football-Team sind Sie einer der ältesten.

Ja, da bin ich der alte Typ. Eigentlich hätte ich den Film vor zehn Jahren machen sollen, aber jetzt bin ich für einen Football-Spieler eigentlich schon zu alt. Also änderte ich einige Zeilen im Drehbuch, um mich darüber lustig zu machen, wie alt ich wirklich bin. Ich störe mich nicht besonders an dem Gedanken, alt zu werden. Ich fühle mich nicht wie »der alte Typ«. John zum Beispiel habe ich im Basketball platt gemacht. Darüber möchte ich gerne sprechen. Glauben Sie mir, er hat deswegen 2 000 US-Dollar verloren. Ihm hat das nicht gefallen, aber mich macht es wirklich glücklich. Ich fühle mich nicht alt. Aber es gibt nichts Traurigeres als jemanden, der immer wieder sagt »ich fühle mich nicht alt«, während er dasteht und um ihn herum die Party tobt.

Ist das nicht ein Gag in einem der »Ocean’s«-Filme?

Ja, da macht mich Brad ganz schön fertig. Aber es zeigt sich auch bei Foto-Shootings. Irgendjemand drückt dir immer einen Lederanzug in die Hand oder will, dass du im nassen T-Shirt in einem Pool stehst. So etwas lehne ich ab. Es gibt einfach Dinge, die ich nicht mehr machen will. Wenn ich es doch machen würde, würde ich eine traurige Figur abgeben.

Sie würden sich also nicht in Boxershorts für ein Cover fotografieren lassen?

Das würde sowieso nicht gut aussehen, vor allem nicht in Boxershorts. Nein, nicht wirklich. Wenn ich eine Figur wie Brad hätte, würde ich so etwas die ganze Zeit tun. Sie etwa nicht?

Laut einer Umfrage sind Sie die Nummer drei auf der Liste der Traummänner.

Nummer drei? Ich verschlechtere mich. Wer sind Nummer eins und zwei? Ich werde eben doch alt.

Wie fühlen Sie sich dabei?

Es ist gefährlich und bringt mich in Schwierig­keiten, so viel ist sicher. Erzählen Sie allen, wie ich aus der Nähe aussehe, dann ändern sie ihre Meinung.

Wie finden Sie es, ein Traummann zu sein?

Ich nehme es einfach als Kompliment. Aber ich weiß auch, dass so etwas schnell wieder vorbei ist. Also ziehe ich mein Ding durch und mache meinen Job.

Wie kam es zu den Gerüchten, dass die Hochzeit Ihres Freundes Brad Pitt mit Angelina Jolie in Ihrem Haus am Comer See stattfinden wird?

Ich weiß es nicht. Vor zwei Jahren drehte ich »Michael Clayton« und bekam einen Anruf von Giovanni, einem guten Freund in Italien. Es war Februar. Und Como ist im Februar kein Ort, den man gerne besucht. Es ist kalt und nass, kein Platz zum Rumhängen und Entspannen. Man würde da einfach nicht heiraten wollen. Dennoch kamen die Gerüchte auf, dass Brad und Angelina in meinem Haus heiraten wollen. Auf einmal standen Hunderte Reporter vor meinem Haus. Und dann war da Pat O’Brien vom Insider, der erzählte: »Ich befinde mich in einem Boot vor George Clooneys Haus.« Ich habe den Fernseher angeschaltet und überall mein Haus gesehen. Dann habe ich in meinem Garten Tische aufstellen lassen. Am nächsten Morgen waren überall Helikopter, dafür müssen die mindestens eine Million US-Dollar ausgegeben haben. »Wir sehen da unten Tische!« Die waren richtig hysterisch, das war sehr lustig.

Wie ist es, gleichzeitig als Regisseur und als Schauspieler zu arbeiten?

Es macht Spaß, mich selbst als Schauspieler zu dirigieren. Ich bin mein Lieblingsschauspieler. Meistens ist es aber peinlich. Man will die Takes mit sich selbst ja nicht öfter wiederholen als die mit den anderen Leuten. Es ist ein bisschen peinlich.

Sie wollen so etwas also nicht wieder tun?

Ende des Jahres werde ich wahrscheinlich wieder Regie führen. Ich werde dann aber wahrscheinlich keine Hauptrolle mehr übernehmen. Hauptdarsteller müssen den Film konstant vorwärts treiben, und ein Regisseur hat dieselbe Aufgabe. Es ist schwierig, beides unter einen Hut zu bringen.

Wie viel Geld geben Sie für Ihre Kleider aus?

Gute Frage. Mode ist mir nicht wichtig. Ich bin mit Giorgio Armani befreundet. Der schickt mir jedes Jahr ein paar Anzüge, die ich dann trage. Ich habe denselben Smoking so lange getragen, bis er mir einen neuen schickte und sagte: »Bitte, ziehe entweder den an oder hör auf zu sagen, dass du Armani trägst.« Ich finde, dass Männer in der Kleiderfrage einen riesigen Vorteil vor den Frauen haben. Eine Frau kann dasselbe Outfit nie zweimal tragen. Fair ist das nicht. Für Männer ist Mode viel einfacher als für Frauen.

Wie steht’s mit Frauenklamotten?

Ich trage häufig Frauenkleidung. Am liebsten mag ich Pumps. Ich habe welche von Manolo Blahnik in Größe 11,5. Die ziehen aber in der Wade.

Was trägt man bei öffentlichen Veranstaltungen?

Wenn man zu einem großen Event geht, wollen die Designer, dass man ihre Sachen trägt. Ich glaube nicht, dass viele Leute bei der Oscar-Verleihung für ihre Kleidung bezahlt haben. Die Designer schicken dir ihre Sachen, bitten dich, sie zu tragen und beim Gang auf die Bühne ihren Namen zu nennen.

Mögen Sie Fußball?

Ich liebe ihn! Es ist knifflig, sich ein Team auszusuchen, besonders in Italien. Wenn du da Milan anfeuerst, kannst du richtig Ärger bekommen. Das liegt nicht an der Mannschaft, es geht darum, dass das Team Berlusconi gehört. Alles dreht sich um die Politik, das gibt es so in Amerika nicht. In letzter Zeit habe ich aber wenige Sportevents besucht. Bei den Lakers war ich schon acht Jahre nicht mehr.

Sie wurden einmal von einem 14jährigen mit einer Waffe bedroht?

Das war im Sudan. Überall waren Checkpoints, und da standen ein paar Jungs mit AK-47ern und Kalasch­nikows. Die zwingen dich auszusteigen, durchstöbern das Auto und nehmen mit, was sie wollen. Unsere Filmaufnahmen haben wir immer versteckt. Die zielen mit ihren Kanonen auf dich, das passiert sehr oft. Das hat keine politischen Hintergründe, es sind einfach 14jährige Kinder mit Waffen. Das macht es so gefährlich. Ein Leben ist da nicht viel wert, besonders, wenn man sich mitten im Nirgendwo befindet.

Wussten die, wer Sie sind?

Nein, guter Gott. Die haben da nicht viel Fern­sehen.

Wie viel Spaß macht Ihnen Ihre Arbeit?

Es betrübt mich immer, wenn ich andere Leute über ihr schweres Leben sprechen höre. Als Schauspieler ist man ein ewiges Kind. Man hat sich entschieden, sich nicht an die normalen Regeln zu halten. Es macht auf jeden Fall so viel Spaß, dass wir das manchmal auch ohne Gage machen. Wir können uns sehr glücklich schätzen, unseren Lebensunterhalt auf diese Weise verdienen zu können. Regie zu führen, macht schon mehr Arbeit, als nur zu schauspielern, weil die Verantwortung viel größer ist. Aber es macht natürlich auch sehr viel Spaß. Ich glaube nicht, dass die Leute hören wollen, wie sich ein Regisseur über sein hartes Leben beschwert.

Wo ist Ihr Oscar?

Auf der Motorhaube meines Autos, ist das schlecht? Nein, das wäre etwas zu angeberisch. Er steht über dem Kamin in meinem Büro.

Was halten Sie von Daniel Day-Lewis?

Er ist einer der nettesten Kerle, die ich je getroffen habe. In letzter Zeit haben wir uns häufig auf Filmfesten gesehen und viel Zeit miteinander verbracht. Er ist lustig und entspannt und hat es einfach geschafft. Ich freue mich für ihn. Er ist wirklich großartig, und ich wünschte, er würde mehr Filme machen.

Was sagen Sie zum Thema Paparazzi?

Als Sohn eines Journalisten habe ich darauf eine völlig andere Sichtweise als die meisten anderen Schauspieler. Ich reagiere sehr empfindlich auf alles, was die Pressefreiheit einengen würde, auch wenn mein Leben dann manchmal einfacher wäre. Trotzdem müssen sich Paparazzi an Regeln halten. Man kann nicht einfach mitten auf der Straße anhalten, aussteigen und mit einer Kamera um ein fremdes Auto rennen. Wenn man sie für solche Grenzübertritte mal ins Gefängnis stecken würde, wäre ein Großteil des Problems gelöst.

Waren Sie als Nachbar von Britney Spears von dem Rummel um ihre Person betroffen?

Unglaublich, da war die Hölle los, überall waren Helikopter. Ich wusste gar nicht, was da passiert ist. Die Helikopter schwirrten über meinem Gästehaus, es war mitten in der Nacht, und ich dachte, ein entflohener Häftling würde sich im Gästehaus verstecken. In jeder Himmels­richtung lauern die Paparazzi. Wenn ich eine Spritztour mit meinem Motorrad unternehme, werde ich sofort von acht Leuten verfolgt. Es ist so etwas wie ein Kollateralschaden.

Machen Sie sich Sorgen um Ihr filmisches Vermächtnis?

Das tut ja wohl jeder. Hier gibt es zwei unterschiedliche Welten. Die eine besteht aus den Filmpremieren. Aber das sind nicht die Filme, die einem zu Ruhm verhelfen. Damit verdient man viel Geld, und es fühlt sich gut an. Große Filmprojekte geben einem die Möglichkeit, danach auch wieder kleinere zu machen. Auf die ist man dann stolz, die werden ein bisschen länger im Gedächtnis bleiben. Der Trick ist, eine gewisse Balance zu schaffen. »Ein verlockendes Spiel« bewegt sich zwischen diesen beiden Möglichkeiten. Es ist ein großer Film, der sich aber anfühlen sollte wie ein kleiner, der den ersten Hype überlebt. Das war der Plan.

Auf welchen Ihrer Filme sind Sie besonders stolz?

Das ist eine schwierige Frage. »Good Night and Good Luck« hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich das Drehbuch geschrieben und Regie geführt habe. Darauf bin ich wirklich stolz, und ich denke auch, dass dieser Film nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird.