LeserInnenworld

Ganz schön dreist
Jungle World 17/08: Dossier
Viele Argumente der Gruppe [paeris] in Bezug auf moderne Drogenpolitik kann ich teilen. Peinlich wird es allerdings beim Bezug auf das Thema Rauchen. Den Nichtraucherschutz ausschließlich als Zugriff der Drogen- und Gesundheitspolitik auf Körper und Verwertbarkeit von RaucherInnen zu betrachten und die NichtraucherInnen mit ihren »feinen Näschen« lächerlich zu machen, ist ganz schön dreist. Es gibt – anders als etwa bei Alkohol oder Heroin – tatsächlich manche Drogen, zum Beispiel das Rauchen von Tabak, bei denen nicht-UserInnen nicht nur gestört, sondern auch geschädigt werden. Wer deren Bedürfnisse und Rechte so komplett ignoriert, wie die gruppe [paeris], diskreditiert den eigenen Ansatz.
bernhard brink

Helden am Arsch
Jungle World 17/08: »Normal ist das nicht«
Das Duo der neuen US-amerikanischen TV-Serien, die klassische Heldenfiguren als Psychowracks zeichnen, ist eigentlich ein Trio. In Ivo Bozics Betrachtungen fand Denis Learys Serie »Rescue Me« keine Beachtung, die sich nach demselben Muster um New Yorker Feuerwehrleute dreht. Schwimmen die Protagonisten zu Anfang noch auf der 9/11-Heldenverehrungswelle, bricht dieses Bild bereits während der ersten Staffel völlig zusammen. Es wird gesoffen und geprügelt, Rassismus und Homophobie ausgelebt, Beziehungen und Familien zerbrechen am laufenden Band, kurz: Die Helden sind völlig am Arsch. Dass sie trotz ihrer menschlichen Defizite täglich anderen helfen können, macht den Doppelcharakter auch dieser Serie aus – und ihr Glücksversprechen, wo man eigentlich keines mehr erwartet hätte. Obwohl in Österreich und der Schweiz bereits eine Synchronfassung der 2004 gestarteten Serie anlief, ist von einer Ausstrahlung in Deutschland noch nichts bekannt.
Stephan Edel

»Satanische Ferse«?
Jungle World 18/08: Titelbild
Welche Ferse? Nichts gegen lustige Wortspiele, nichts gegen ein Thema über »Dissidenz und Repression im Iran« – aber sollte die Schlagzeile nicht etwas mit dem Thema zu tun haben und irgendwie für Außenstehende bzw. Leser nachvollziehbar sein?
Robert Felgel