LeserInnenworld

Jungle World 20/08: Wenn die Wirklichkeit dich überholt
Alles Absicht, oder was?
»Dass das (die PC-Persönlichkeit; d.Verf.) schließlich eine autoritäre Persönlichkeit geworden ist, ein universeller Atavar namens Nico (…).« Ich würde so gerne wissen, ob dieser Dreher zwischen »Avatar« und »atavistisch« be­absichtigt war? Ein Paar Zeilen weiter oben war es dann leider schon wieder etwas flacher, wo behauptet wird, dass Modelleisenbahnen mehr Interaktionsmöglichkeiten bieten als ein Computerspiel. Oder ist der Satz beim Setzen kaputt gegangen und gar nicht der avatistische? Auf jeden Fall macht Zeitungsinterpretationenschreiben viel mehr Spaß als Gedichtsinterpretationenschreiben, hihi! mf

Jungle World 10/08: Alle reden vom Klima
Marktstrategie aus dem Bioladen
Folgende Argumentation im Artikel von Cord Riechelmann wirkte für mich etwas befremdlich: »Nun kann man allerdings in jedem besseren Bioladen auf Broschüren stoßen, die gerade die langen Frachtwege für Tomaten oder Zucchini aus Äthiopien oder Südafrika für die überaus miserable Klimalage verantwortlich machen.« Dazu muss gesagt werden: Diese Meinung haben wohl Bio­läden exklusiv. Der Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen verursacht im Schnitt lediglich zehn Prozent der Gesamtemissionen des landwirtschaftlichen Sektors. Der Bä­ren- (oder Löwen-) anteil entsteht durch Viehhaltung. Jeder, der etwas verkloppen will, muss einen Anreiz dafür schaffen. In der heutigen Zeit ist dies die ökologische Verträglichkeit. Und so werben Bioläden mit kürzeren Lieferwegen, die Deutsche Bahn mit niedrigerem Energiebedarf. In diesem Vergleich (Bahn-Bioladen) darf sich die Bahn jedoch als Sieger fühlen, schönt sie doch nur ihre Bilanzen. Das oben angeführte Argument aus dem Bioladen ist einfach nur falsch. moritz heß

Jungle World 23/08: Das Geheimnis des Deltas
Politik der Namen
Mal Myanmar, mal Birma, mal Burma, auch Staatsnamen sind Politik. In diesem Fall sollte man sich wohl der Meinung der burmesischen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi anschließen. Sie spricht sich für die Beibehaltung von »Burma« aus, zum einen wegen der fehlenden Mitwirkung der Bevölkerung an der Umbenennung in Myanmar 1989, zum anderen, da der Begriff Myanmar eben nicht die Vielfalt der Volksgruppen widerspiegle. Die offizielle Umbenennung durch das Militär hatte zum Ziel, sich als selbstbewusster Staat zu präsentieren, der die Kolonialzeit endgültig überwunden habe. Die UN hat den neuen Namen sehr schnell anerkannt, während die USA und Australien sowie weitere Staaten und NGO als Zeichen ihrer Missbilligung des Regimes am Namen Burma festhalten. britney