Deutscher Kick

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Kunstbände und Sportbücher – das waren immer schon die Schwergewichte im Bücherregal. In dieser Hinsicht macht das Kompendium »Hakenkreuz und rundes Leder« keine Ausnahme. Unüblich für das Genre ist aber der weitgehende Verzicht auf Bebilderung der rund 600 Seiten. Nicht weniger als insgesamt 51 Aufsätze beleuchten die Rolle des Fußballs – also die Rolle der Vereine, des DFB, der Opfer und der Täter – vor, während und nach dem Nationalsozialismus in nahezu allen denkbaren Facetten.
Sicher wird der Band keinen Skandal mehr auslösen können, wie es einst Walter Jens tat, als er den DFB zu seinem 75. Geburtstag öffentlich daran erinnerte, wie schnell der Verband sich gleichgeschaltet hatte. Dafür bieten die einzelnen Studien aber durchaus auch Kontroverses für manchen nach eigener Überzeugung antifaschistisch gesinnten Fußballfan: Da wird etwa am Mythos der angeblich für Nazi-Ideologie völlig unanfälligen Arbeitersportbewegung gekratzt. Denn dass eine nicht unähnliche Feindseligkeit gegen die Professionalisierung des Spiel­betriebs auch die deutschnationalen DFB-Funktionäre umtrieb, liegt auf der Hand. Ebenso, dass der Hass auf den Kommerz zum Antisemitismus tendiert. Noch interessanter sind die Studien zu zwölf Vereinen bzw. Städten. Sie helfen die Frage zu beantworten: Wie hielt es mein Verein mit den Nazis? Solche Diskussionshilfen lassen denn auch die triste Optik des Backsteins vergessen.

Lorenz Pfeiffer/Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus. Werkstatt, Göttingen 2008, 608 S., 39,90 Euro