Ins Koma

Antisemitismus, Jugendgewalt oder Bandenkrieg? Was die genauen Hintergründe der Aggression gegen den jungen Rudy H. am vergangenen Samstag im 19. Pariser Bezirk sind, blieb zu Anfang der Woche heftig umstritten. Fest steht nur so viel: Der 17jährige französische Jude wurde am Samstagabend gegen 19 Uhr von einer Gruppe von zehn bis 15 Jugendlichen angegriffen, zu Boden geschlagen und mit Füßen getreten. Er lag 48 Stunden im Koma. Rudy H. trug eine Kippa, als er angegriffen wurde.
Voraus gingen der Aggression den ganzen Samstagnachmittag über Zwischenfälle zwischen rivalisierenden Jugendgruppen, bei denen sich vor allem junge Schwarze auf der einen Seite und junge Juden auf der anderen gegenüberstanden. Nach Augen­zeugen­berichten griffen sich beide Gruppen gegenseitig an.
Ob der angegriffene Rudy H. zum Tatzeitpunkt allein war, ist nicht klar. Die Pariser Staatsanwaltschaft ging am Dienstag davon aus, dass er zum »Opfer einer Abrechnung« vor dem Hintergrund der »Auseinandersetzung rivalisierender Banden um ein Territorium und um kommunitäre Abgrenzungen« geworden ist. Am Vorabend war bekannt geworden, dass Rudy H. am 9. De­zember des Vorjahres zusammen mit drei Jugendlichen aus seiner Community kurzzeitig festgenommen worden war. Bei ihm und den drei anderen waren amerikanische Boxhandschuhe und Schlaggegenstände gefunden worden.
Die Antirassismusorganisationen SOS Racisme, MRAP und Licra, der Dachverband der französischen Muslime (CFCM) und Oppositionspolitiker verurteilten am Wochenende die Aggression gegen Rudy H. scharf und forderten eine schnelle und konsequente Strafverfolgung der Täter. Das versprachen auch Vertreter des Regierungslagers, unter ihnen Justizministerin Rachida Dati. bs