Reiter reitet wieder

Vermutlich angeregt von fußballerischen Sommer- und handballerischen Wintermärchen versuchen nun die deutschen Nationalreiter, musi­kalisch für Wellen der Begeisterung und alle damit einhergehenden Begleiterscheinungen zu sorgen. In der letzten Woche stellten die Pfer­desport-Olympiateilnehmer beim CHIO in Aachen ein Remake des NDW-Hits »Goldener Reiter« vor, das sie extra für Peking 08 gemeinsam mit Joachim Witt aufgenommen haben.
Auf der Homepage www.die-goldenen-reiter.com wird alles rund um den Song genauestens dokumentiert, Fotos zeigen die Reiter und den ehemaligen Popstar bei der Aufnahme, da­zu Goldmedaillen und allerhand anderes unerhebliches Zeug. »Der Titel des Songs passt gut zu uns und unseren Erfolgen in den letzten Jahren«, findet Dressurreiterin Nadine Capellmann. »Der Song schweißt die Nationalmannschaft komplett zusammen und motiviert zusätzlich für die Olympischen Spiele.«
Weil der ursprüngliche Text des Songs, in dem es um die Einlieferung von jemandem, der von sich sagt, er sei »der goldene Reiter« und sei »ein Kind dieser Stadt«, in eine Nervenheilanstalt geht, nun so gar nicht zu Medaillenplänen passt, wurde er leicht an die reiterlichen Bedürfnisse angepasst. Statt »Ich war so hoch auf der Leiter, doch dann fiel ich ab« singen die Pferdesportler und Joachim Witt nun, sie stünden »bald auf der Leiter« und »wir nehm’ das Herz in die Hand«.
Die sozialkritischen Originalzeilen »Sicherheits­notsignale, lebensbedrohliche Schizophrenie, neue Behandlungszentren bekämpfen die wirklichen Ursachen nie« wurden ebenfalls ersetzt. Für den entscheidenden Auftritt seien sie bereit, alles zu geben, »bestimmt«, versichert die Olympia-Equipe und singt weiter, sie wolle dann »mit euch« feiern, »wenn wir für Deutschland erfolgreich sind«.
Na dann.