LeserInnenworld

Jungle World 37/2008: »Ein Prost auf die Prohibition«
Die Tabakindustrie zahlt
Cord Riechelmann schreibt in der »linken Wochenzeitung« unter der Überschrift »Der staatliche Kampf gegen Alkohol und Nikotin« unter anderem folgenden Unsinn: »Warum geben Länder in der EU ein über Jahrhunderte erprobtes Modell im Umgang mit Drogen auf und wählen den Weg in die Prohibition?« Was ist bitte daran »erprobt«, dass jährlich in der Bundesrepublik 140 000 Raucher elendig an ihrer Sucht, weitere 3 000 Menschen am Passivrauchen sterben? Was in diesem Artikel zu lesen ist, sieht aus wie von der Tabakindustrie bestellt und bezahlt. Wolfgang Weege

Jungle World 36/2008: »Ein Dollar ist nicht mehr genug«
Ökonomie als Kult
Es wäre interessant, die Argumentation mal strikt ökonomisch aufzurollen, um den Weltbankern in der Sprache der Weltbanker zu widersprechen. Die für die Gesundheit entstehenden Kosten durch eine zerstörte Umwelt hat die Autorin Juliane Schumacher erwähnt, aber wie stark ist der Effekt der Transformation von Tausch- und Subsistenzökonomien oder anderen Formen der Kooperation in kapitalistische? Wenn ich meinen Hühnerstall aufgebe, um in Shenzen iPods zusammenschrauben zu können, ha­be ich nicht nur mehr Dollar, sondern auch weniger Eier. Taucht dieser Effekt in der Statistik auf? Letztlich münden solche Argumente natürlich auch nicht in einen wasserdichten Beweis, dass kapitalistische Entwicklungspolitik den Wohlstand mindert, ob nun für alle oder für die von der Elite ausgeschlossene Mehrheit. Es zeigt nur, dass die Weltbanker es sich etwas einfach gemacht haben. Ökonomie wird halt oft als Kult betrieben und selten als Wissenschaft. Matthias Fischmann

Jungle World 39/2008: »Schiff in Not«
Wirrköpfe intern kritisieren
Die ganze Woche musste ich in der Presse lesen, dass »Wirrköpfe«, »linksautonome Idioten«, »linke Gewalt« und die »Chaoten« dem »bunten Protest« von Demokraten gegen ausländerfeindliche Hetze geschadet hätten.
Was muss ich dann bei euch am Donnerstag lesen? Ihr holt euch den neoliberalen Neocon Tobias Kaufmann ins Boot, damit er die Antifa kritisiert und den bürgerlichen Protest gegen den Rechtspopulismus lobt. Da frage ich mich wirklich, darf jeder in der Jungle World schreiben, der pro-Israel ist, und die restliche politische Einstellung ist egal?
Selbstverständlich muss man die vielleicht wirklich blinde und unnütze Gewalt von manchen AntifaschistInnen kritisieren, aber trotzdem ist dieser Antifaschismus noch tausendmal besser als der Protest der rassistischen Mitte, und außerdem sollte diese Kritik im linken Spektrum intern stattfinden. Martin Strelow