Hirn mit Schoko

Die Rezession hat, weitgehend unbeachtet, auch ihre guten Seiten, und so kann man, wenn man auch nur ein ganz kleines bisschen sadistisch veranlagt ist, sich an guten Tagen über mindestens drei Interviews freuen, in denen Werbetreibende ihrer Panik vor Auftragsrückgängen Ausdruck verleihen.
Auftragsrückgänge? Hört sich schlimm an, bedeutet aber unter Umständen, dass die allernervigste Form von Fernsehwerbung, die »Wir sind dann alle zusammengesessen und haben unserer Kreativität total freien Lauf gelassen und etwas richtig doll Künstlerisches geschaffen«-Spots, nur noch in sehr begrenzter Anzahl vorkommt.
Das neueste Ärgernis des Genres ist die Werbung für eine Kugel Bitterschokolade mit Zeug drin. Die übliche Beteuerung, dass das Zeug ziemlich gut schmeckt, reichte den Kreativen bedauerlicherweise nicht aus.
Und so wurde man echt künstlerisch: Um zu betonen, wie großartig das Dings geschmacklich ist, werden zunächst mit – natürlich virtueller – Schokolade in unterschiedlichen Brauntönen überzogene Klaviertasten gezeigt, bevor dann irgendwie Kugeln entstehen, die im weiteren Verlauf zum stolz präsentierten Endprodukt werden.
Zu diesem Endprodukt gehört Knusperzeug, unregelmäßig geformtes Knusperzeug, um genau zu sein. Wie dunkelbrauner Rauputz umgibt das Geknuspere die Kugel, und nun kommt der wirklich eklige Part: Die supertolle neue Nasch-Spezialität sieht aus wie ein in Schokolade getauchtes Mini-Hirn, also nicht wie etwas, das man sehen möchte, wenn man arglos auf dem Sofa sitzt, die Fernbedienung mal wieder verkramt und deswegen keine Chance hat, die Werbung auszuschalten. Gehirn mit Schoko. Wölkchen-Pudding-Werbung. Blähungsverhindernder Yoghurt. Wie gesagt, die Rezession hat auch ihre guten Seiten.