LeserInnenworld

Jungle World, 42/08: »Spanisch als Fremdsprache«
Spanien und Minderheiten I
Der Satz »Mallorca ist eine spanische Insel« ist zwar politisch korrekt, aber eben nur so weit wie die ehemals ebenso korrekte Aussage »Litauen ist eine russische Provinz«. Weniger Spanisch zu lernen heißt nicht unbedingt hinterwäldlerisch zu werden, auch Dänen, Griechen, Norweger, Finnen sind nicht unbedingt zurückgeblieben, nur weil sie nicht Spanisch lernen, und ebenso gibt es eine Menge Katalanen, die lieber Englisch lernen würden als Spanisch. Ich würde sogar wetten, dass generell die Fremd­sprachenkenntnisse in Katalonien deutlich besser sind als im restlichen Spanien, wo es in den Köpfen nur die spanische Welt zu geben scheint und sonst nichts. Übrigens das erste Wörterbuch Katalanisch-Deutsch ist von 1502 und damit älter als das erste Spanisch-Deutsche Wörterbuch. Katalanisch ist damit zwar keine Weltsprache, aber warum sollte sie sich selbst aufgeben? Die Gruppe von Intellektuellen, die das Manifest für die gemeinsame Sprache initiiert hat, kann man nur mit sehr viel Phantasie als »linksliberal« bezeichnen, und vor allem sind es jene, die unter Gemeinsamkeit nichts anderes als Hispanidad verstehen.
Ich jedenfalls kann den Affekt gegen Air Berlin gut nach­fühlen, schließlich kam Franco dank Deutschland an die Macht, und nicht wenige Katalanen saßen in deutschen KZ. Wenn sich dann so ein sehr typischer Deutscher wie Herr Hunold quasi linguistisch wieder mit »Nationalspanien« verbündet, kann das katalanische Blut schon mal in Wallung geraten. Mit freundlichen Grüßen, Harald Hotz

Jungle World, 49/08: »Unnachgiebiger Stadtindianer«
Spanien und Minderheiten II
Was die Terroristen nun tun werden und wie das im Baskenland ankommt, hängt ja auch vom Verhalten des spanischen Staats ab. Immerhin wird im Artikel angedeutet, Zapatero habe sich für die »harte Linie« seines autoritären Vorgängers Aznar entschieden. Die doch ziemlich beeindruckende Repression gegen linke Basken ist dem Autor nur den Nebensatz wert, dass »nahezu alle ihre zivilen Organisationen verboten sind«. Er verliert auch kein einziges Wort darüber, wie brutal die Polizei gegen (vermeintliche) baskische Nationalisten vorgeht, wie unrechtsstaatlich die spanische Sonderjustiz Meinungsäußerungen als Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen verfolgt (und teilweise absurd hohe Haftstrafen verhängt) oder welche Zustände in den dortigen Gefängnissen herrschen. J. P. Thurn, Freiburg