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Heimkehrer in die Jungle World müssen sich fast jedes Mal auf zahlreiche Neuerungen einstellen. Denn hier ist ja immer alles im Fluss, wie die alten Chinesen sagen. Auch nach nur einer einzigen Woche außer Haus ist eine gewisse Eingewöhnungsphase nötig. Hier ist alles so anders. Alle Fenster sind heil, die Leute nicht vermummt, die Mülltonnen brennen nicht. Statt Tränengas liegt der Duft von Lebkuchen in der Luft.
Aber auch im Vergleich zu vorher hat sich manches verändert. Der Adventskalender ist leerer, der Star­schnitt nimmt dagegen Gestalt an, die Transfers zur Winterpause weitgehend abgeschlossen, nur die Glücks­lampen, die sind immer noch kaputt. Und dann all diese vielen News. Offenbar sind noch andere Dinge geschehen in der vorigen Woche: »Forscher entdeckt ältestes Spinnennetz der Welt« (Spiegel-Online), »Webcam-Julia lässt ihre Glocke läuten« (Bild-Online), »H. Tappert gestorben« (Neues Deutschland). Von alledem haben die griechischen Medien merkwürdigerweise überhaupt nicht berichtet.
Und dann das ganze Gerede um die Konjunktur. Konsumgutscheine für grüne Autos? Oder doch lieber 100 Euro in die Hartz-IV-Mütze? Alles Quatsch. Einfach mal ordentlich die Innenstadt zerkloppen, schon freuen sich Glaser, Gutachter und Versicherungsvertreter über das großartige Weihnachtsgeschäft. So macht man das.
Auch Linke sind sich nicht immer einig. Während im Land der alten Götter und Philosophen die Anarchisten den Kommunisten ihre Parteibüros anzünden, scheinen sich die Kolleginnen und Kollegen der Jungle World in der vergangen Woche wegen Helmut Schmidt mächtig in die Wolle gekriegt zu haben. Da kann man sich, quasi als Außenstehender schon ungefähr vorstellen, wie da argumentiert wurde, wie man sich hier die Stammheims und Wehrmächte nur so um die Ohren gehauen hat. Beschaut man sich dann die Disko-Seite (Seite 18) stellt sich das für den objektiven Betrachter jedoch recht banal dar. Duellieren sich da doch ein Kampfraucher und einer, der das Qualmen nach Ewigkeiten kürzlich erst aufgegeben hat. Da hören wir doch die Nachtigallen trapsen. Von wegen Stammheim!
Nun ja. Jetzt erstmal einen ordentlichen (sic!) deutschen Filterkaffee einschenken, brrr, und ein paar Lebkuchen vom Frühstücksbuffet hamstern, und dann geht’s auf in die megaharte Weihnachtsproduktion. Die nächste Nummer ist nämlich eine fette Doppelausgabe, und die bekommen Sie ausnahmsweise schon am Dienstag, damit Sie über die Feiertage nicht ohne vernünftige Lektüre mental versauern müssen.
Hier wird übrigens kein Feuer gelegt. Es gibt nämlich nicht einmal einen Adventskranz.