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»Kaffee ohne Dosenmilch ist wie Dienstag ohne Dallas.« Erinnert sich noch irgendwer an diesen antiken Werbeslogan? Nun haben wir den Salat: Dienstag ohne Frühstücksbüffet. Die aufreibende Schlussproduktion muss künftig ohne Catering auskommen. Vor kurzem noch verkündeten wir an dieser Stelle die Rettung dieser heiligen Tradition, doch inzwischen hat sich der Wind schon wieder um 180 Grad gedreht. Zugunsten einer anderen Tradition, der KPV. Was das ist, müssen Sie nicht wissen, nur so viel: Es dient der kontinuierlichen Produktverbesserung, also wir tun es für Sie, in Ihrem Interesse.
Das interessiert Sie nicht die Bohne? Muss es auch nicht. Das wirklich Interessante steht in der Zeitung, die Sie vor sich haben. Gleich drei Schwerpunkte haben sich in diesem Heft breit gemacht. Geplant war eigentlich nur einer. Unser Thema der Woche nämlich. Hier geht es um den 20. Jahrestag der Ausrufung der Mord-Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rush­die. Nein, stimmt nicht ganz. Ginge es nur um diese alte Geschichte, hätten wir das wohl nicht auf drei Seiten ausgewalzt. Doch weil das Verhältnis von Meinungs- und Redefreiheit einer- und dem Respekt vor religiösen Gefühlen andererseits eine ungeheure Aktualität besitzt, haben wir uns der Sache etwas gründlicher angenommen.
Ein anderer Schwerpunkt hat sich einfach so ergeben. Man sieht daran, wie groß der Einfluss der katholischen Kirche bzw. des Papstes selbst bei so einer wilden Meute überzeugter Atheisten und Agnostiker wie uns ist. Die Rede ist vom Vatikan und der beliebten Trendsportart Holocaustleugnung. Magnus Klaue erklärt, weshalb sich die deutsche Volksgemeinschaft von »ihrem Papst« blamiert fühlt, Ron Steinke entwirft das Drehbuch für einen Politkrimi, in dem man den zündelnden Bischof tatsächlich wegen seiner Delikte belangt, und Georg Seeßlen untersucht die Bedeutung der Holocaustleugnung als Konstruktion des postfaschistischen Denkens. Und auch im Comicstrip »Totes Meer« hat sich unser Zeichner des Themas angenommen. Der dritte, etwas kleinere, aber deshalb nicht unwichtigere Schwerpunkt ist der grassierende Neofaschismus in Italien und eines seiner Headquarter, das Zentrum »Casa Pound« in Rom.
Die Disko-Serie rund um den Krisen-Etatismus bzw. die Staatskritik und ihre linken Theoretiker setzen wir fort, weil das Interesse groß zu sein scheint, und da wollen wir die Debatte natürlich nicht vorzeitig abschneiden. So, Sie können sich jetzt ganz der Lektüre widmen, wir müssen noch mal eben runter zum Bäcker, weil, obwohl gemeinsam beschlossen, sind wir doch selbst überrascht, dass es kein Frühstücksbüffet gibt. Hunger!