Grüße an den Boss

Die schönste Musik kommt fast immer aus den USA. Warum das so ist, lässt sich nur schwer sagen. Aber dass der in Chicago lebende Owen Ashworth – ein 31jähriger Vollbartträger von bärenhafter Gestalt – mit seinem Projekt Casiotone For The Painfully Alone zu den ganz Großen des amerikanischen Indiepops gehört, so viel ist sicher.
Vier Alben und ein paar Singles gibt es von Casiotone, hierzulande besprochen wurden sie jedoch kaum. Wenn im April ein reguläres fünftes Album erscheint und Ashworth mit einer Begleitband auf Deutschland-Tour ist, sollte sich der Bekanntheitsgrad Casiotones eigentlich ein wenig in die Höhe schrauben. Bis dahin können sich Indie-Schluffis, Freunde melodienstarken (Lo-Fi-)Pops in Moll, Fans von The Magnetic Fields, John Maus, Smog und Bruce Springsteen an »Advance Base Battery Life« erfreuen. An dieser Sammlung unveröffentlichter Aufnahmen, die einen guten Einblick bietet in das herzzerreißende Oeuvre des Künstlers.
Früher brutal unterproduziert, teilweise nur mit Hilfe eines Casiotone-Keyboards eingespielt, sind Ashworths Popsongs inzwischen etwas reicher instrumentiert. Mit seiner tiefen und markanten Stimme klingt er deshalb bisweilen wie ein »richtiger« Indiepop-Songwriter, was auch sehr schön ist. Hört man sich »Streets Of Philadelphia« an, weiß man außerdem, wie hervorragend sich der Mann eignet als Wiedergänger vom »Boss« – eine wahrhaft kongeniale, regenwolkenschwere Version des seelenvollen Klas­sikers hat er da aufgenommen, mit elektronischen Mitteln.

Casiotone For The Painfully Alone: Advance Base Battery Life (Tomlab/Indigo)