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Der Spiegel bringt diese Woche eine Geschichte aus den siebziger Jahren. Akten wurden nun freigegeben, die zeigen, dass das Bundeskriminalamt (BKA) 1975 plante, die linksradikale RAF-Szene durch eine »Desinformationskampagne« zu verunsichern. Gefälschte Nachrichten, schreibt der Spiegel, sollten dem »Eindrin­gen in gegnerische Gruppierungen mit dem Ziel der Störung und Zerstörung«, der »Förderung banden­in­terner Konflikte« und der »Entfremdung der revolutionären Basis« dienen. Das »Desinformationskonzept« sei jedoch als »weder rechtlich noch politisch durchsetzbar« fallengelassen worden, zitiert der Spiegel einen ehemaligen Kriminalisten. Und damit ist für das Wochenmagazin die Geschichte um diesen »Gruselplan« Geschichte.
Wenn die damaligen Überlegungen des BKA für den Spiegel schon ein »Gruselplan« waren, dann hat er es jetzt versäumt, über eine »Gruselrealität« zu berichtet. Von einem aktuellen Fall einer solchen »Desinformationskampagne« des BKA können Sie dafür in der Jungle World auf Seite 7 lesen.
Unser Schwerpunktthema in diesem Heft ist die Durban-Folgekonferenz der Uno, die vom 20. April an in Genf stattfinden wird. Über die katastrophalen Zustän­de im UN-Menschenrechtsrat haben wir Sie bereits ausführlich in der Ausgabe 32/2008 unterrichtet. Und schon 2001 konnten Sie vor der Durban-Konferenz in der Doppelnummer der Jungle World vom 21./29. Au­gust lesen, was uns dort erwarten würde. Mit der Aussicht auf eine »diplomatische Intifada« lagen wir damals ziemlich richtig. Nun sind wir gespannt, wie die Konferenz in Genf verlaufen wird.
Unser höchst geschätzter Zeichner OL, dessen Cartoon Sie seit bald zwölf Jahren Woche für Woche hier neben der Homestory auf Seite 2 finden, war ein paar Wochen im Urlaub, in einem eher ungewöhnlichen Urlaubsland und zwar in Myanmar. Sein Zeichengerät ließ er zuhause und schoss stattdessen Fotos und machte Notizen. Seinen Reisebericht finden Sie auf den Reportage-Seiten 16/17.
Dass der Begriff des »Pop« neu definiert werden muss, ist wohl die Konsequenz aus dem Dossier von Martin Büsser, welches Sie im Dschungel ab Seite 18 finden. Denn im Verhältnis von Mainstream und Minderheiten ist nichts mehr so, wie es mal war. »Wir erleben gerade eine der größten Umwälzungen auf dem Tonträgermarkt seit Erfindung der Schallplatte«, schreibt Büsser. Sie sehen, auch während des allgemeinen Frühlingsrausches da draußen dreht sich die Welt rum­pelnd weiter und erfordert unseren wachen Blick. Okay, okay, das erledigen wir für Sie, während Sie sich ein Eis holen, und dann setzen wir uns gemeinsam in die Sonne, Sie und Ihre Lieblingszeitung.