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In der Redaktion herrschte diese Woche hektische Betriebsamkeit, denn es ging zum Mond. Solch eine Reise ist gefährlich. Auch in letzter Sekunde droht noch der Absturz einzelner Texte, da gibt es Triebwerks­stufen, die nicht auf Anhieb zünden, plötzliche Rauch­entwicklung aus dem Ernährungsaggregat und andere Probleme. Zwei Kollegen versuchten tagelang vergeblich, über ihre mobilen Funkgeräte den Kontakt zur Erde aufrechtzuhalten. Die für den Funk zuständigen Bodenstationen ließen sich nur noch per Kabel erreichen und waren nicht besonders auskunftsfreudig. Erst hieß es, es läge an unseren Funkgeräten, dann mein­te man, es läge an den Sim-Karten. Ein spezialisiertes Einsatzteam, das über unsere Mission im Bilde ist, fand schließlich heraus, das ausgerechnet in unserem Schiff die UMTS-Verbindung hakt – vermutlich aufgrund kosmischer Strahlung.
Der partielle Ausfall unserer Kommunikationssysteme brachte einige Risiken mit sich. Zwischendurch sah es nämlich fast so aus, als würde das Vorhaben, unsere Mission auf den »Linken Buchtagen« mittels einer Podiumsdiskussion dem geneigten Publikum bekannt zu machen, durch technische Probleme vereitelt. Doch dank kommunikativer Erfolge in letzter Minute gelang es uns, unser Anliegen doch mit kenntnisreichen Experten zu diskutieren: »Muss Deutschland sterben – und wer kümmert sich darum?« lautete der Titel, und darüber debattierten der Historiker Wolfgang Wip­permann, die stellvertretende Vorsitzende der Partei »Die Linke«, Halina Wawzyniak, und die Gruppe TOP-Berlin im Berliner Mehringhof vor vollem Haus.
Neben der kritischen Analyse der Nation soll aber auch die des Kapitals nicht außen vor bleiben. Auch auf unserer Reise zum Mond widmen wir uns daher nicht zuletzt dem wohl faszinierendsten Phänomen kapitalistischen Wirtschaftens: dem extraterrestrischen Im­mobilienmarkt. Im Interview mit dem Besitzer des Mondes können auch Sie am praktischen Beispiel lernen, wie Staat, Eigentum und Kapital verwoben sind. Auch wir erwägen, wo wir schon einmal hier oben sind, den Kauf eines Grundstücks auf dem Mond. Allerdings auf der erdabgewandten Seite. Denn wir blicken nicht wehmütig zurück auf die irdische Heimat, sondern voraus, hinaus ins All. Die Himmelskörper in unserem Sonnensystem sind schon in Besitz genommen. Aber die anderen Galaxien lassen wir uns ins Grundbuch schreiben. Und gründen die intergalactic jungle corporation. Die jungle galaxy gibt’s dann zum Preis von 49,99 Euro. Ein fairer Preis für alle, die auf dort eventuell vorhandene Goldvorkommen spekulieren wollen. In Kürze auch als Abo-Prämie!