Schwule Tanzmusik

Das Berghain in Berlin gilt als aufregendster Club der Welt. Eigentlich ist der Tanzschuppen ein Schwulenladen, aber es geht jedes Wochenende eher kreuz und queer durcheinander. Im Berghain läuft Techno, Minimal-Techno der besseren Sorte, eine raue Musik, zu der sich Muskelschwule samstags gerne obenrum nackig machen.
Das zu sehen und zu erleben, ist immer wieder einigermaßen verwirrend, denn eigentlich ist schwule Tanzmusik, oder besser gesagt: Tanzmusik für Schwule, auf immer und ewig Disco und House, Donna Summer und Sylvester und nicht düsterer Klicker-Klacker.
Daran wird man jetzt erinnert dank der feinen Disco-Compilation »Horse Meat Disco« des gleichnamigen Clubs in London, wo schwuler Glamour wieder so inszeniert wird wie in New York Anfang der Achtziger, als Andy Warhol sich mit Grace Jones auf ein Näschen in den einschlägigen Discos der Stadt verabredete.
Der Sampler zum Club »Horse Meat Disco« und zur gleichnamigen Partyreihe reiht einen schwülstigen Gayhit an den anderen. Die meisten Stücke sind natürlich oberobskur und haben nichts mit John Travolta zu tun, um das Geschmäcklerische des Clubkonzepts zu betonen, aber das steigert den Reiz der Compilation nur. Inzwischen finden »Horse Meat Disco«-Partys auch im Berliner Tape-Club statt, mal sehen, ob das auch die Muskelschwulen aus dem Berghain überzeugen kann.

Diverse: Horse Meat Disco (Strut/K7)