Peace Now

Pýla, das die türkischen Zyprer Pile nennen, ist ­eines dieser gottverlassene Käffer in Südzypern, in denen in der Mittagszeit ein paar Katzen herumstreunern und alte Männer sich zum Backgammon und ein paar Kaffees zusammenfinden, während ansonsten eine träge ­Siesta-Stimmung sich breit macht, bei der man das Gefühl hat, dass sie in diesem Nest auch nach der Mittagszeit nie so ganz verschwindet.
Und doch ist Pýla anders als die anderen Käffer auf der Insel. Pýla ist so eine Art Friedensdorf, auf ganz Zypern gibt es nur zwei Orte dieser Art, wo türkische und griechische Zyprer noch zusammenleben und nicht von der Green Line voneinander getrennt sind. In Pýla gestaltet sich dieses Miteinander dann so: Auf der einen Seite des Marktplatzes befindet sich das griechische Café, auf der anderen das türkische, auf der einen Seite die Kirche, auf der anderen die Moschee. Und immer dabei: die Uno. Man hat das Gefühl, als ob hier mehr Blauhelme als Zyprer lebten, aber klar: Irgendjemand muss halt schauen, dass Pýla seinen Ruf als Friedensdorf nicht verliert. Obwohl die Bedienung in dem Café, in dem wir einen zyprischen Kaffee zu uns nehmen, sagt, dass die Blauhelme hier eigentlich nichts anderes als bezahlten Urlaub machten, da das Zusammenleben auch so ganz gut funktionierte. Sie jedenfalls habe keine Probleme mit den Türken, natürlich dürften diese hier leben, und allein das ist eine Aussage, die man in Südzypern nicht allzu oft hört.
Ansonsten passiert hier wirkich nichts, gar nichts, Frieden total, wir waren da, wir können das bestätigen. Nicht einmal die Backgammon-Spieler streiten sich. Ist aber auch schnell langweilig, dieser Frieden, wir fahren also schnell wieder weiter, irgendwohin, wo wieder Zäune und Stracheldraht sind. Zum Glück muss man dafür auf Zypern wirklich nicht lange fahren.   aha