Dunkle Wolken

Vor ein paar Jahren war die englische Band Pulp die wichtigste Popband der Welt. Pulp schrieben unsterbliche Songs wie »Common People«, und ihr Sänger Jarvis Cocker wurde zur Stilikone, ein dünner anämischer Herr mit Brille und gut sitzenden Anzügen.
Pulp sind leider nicht mehr, und die letzte Soloplatte von Jarvis Cocker war mal wieder ziemlich enttäuschend. Vorhang auf also für Richard Hawley, der auch einmal Mitglied bei Pulp war und in den vergangenen Jahren eher im Geheimen eine gute Soloplatte nach der anderen veröffentlicht hat, um jetzt sein vorläufiges Meisterwerk herauszubringen. »Truelove’s Gutter« ist voll mit großartigen Pulp-Momenten, voll mit melancholischen Popsongs von erhabener Größe.
Hawley ist ein echter Crooner, ein Schmerzenssänger, in dessen Welt es eigentlich immer regnet und jede Liebe von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist, aber was soll man machen: Auch die unheilvollste Liebe ist immer noch besser als gar keine.
Richard Hawley, der Mann mit der Buddy-Holly-Schmalztolle, kann Songs schreiben wie sonst keiner, eigentlich schlichte Songs, die er aber mit einer atemberaubenden Dramatik zu versehen weiß. Allein schon diese Stimme. Es ist die Stimme eines Mannes, der schon so einiges gesehen hat im Leben. Diese Stimme berichtet auch von den traurigsten Dingen, ohne dass sie auch nur einen Moment lang zittern würde. Man könnte heulen, so schrecklich schön klingt diese Stimme.

Richard Hawley: Truelove’s Gutter (Mute)