Kurve zur Hymne

Yoni Wolf, Kopf des Trios Why?, ist nicht so übereifrig, wie es auf den ersten Blick ausschaut. Die Veröffentlichung von »Alopecia« liegt zwar erst ein Jahr zurück, und schon gibt es wieder ein neues Album, aber »Eskimo Snow« entpuppt sich dann doch nur als Produkt, das derselben Aufnahmesession entstammt wie »Alopecia«. Das allerdings hört man nicht unbedingt, leider.
»Alopecia« verhalf dem Trio aus Cincinnati zum verdienten Durchbruch, weil es griffige Indiepop-Hooklines, fette, immer komplexe Beats und Yoni Wolfs Lyrics zu verbinden wusste. Insbesondere die Ohrwurmqualitäten des Vorgängers vermisst man nun auf »Eskimo Snow« – man muss die Stücke schon einige Male hören, um sich ihre Melodieverläufe merken zu können.
Das Fehlen einprägsamer Melodien ist keine Schwäche an sich, fällt aber bei diesem Album umso deutlicher ins Gewicht, als »Eskimo Snow« aus Songs besteht, die dem Indie-Folk nahestehen oder der Psychedelic-Pop-Songwriter-Tradition entspringen. Und weil Produzent Mark Nevers (von Lambchop) der Ansicht war, scharfe Konturen müssten nicht unbedingt sein, wabert »Eskimo Snow« nun über lange Strecken einigermaßen orientierungslos vor sich hin. Glücklicherweise gibt es ein paar Ausnahmen, die so wundervoll sind, dass man die schwachen Stücke gerne verzeiht: Hier kriegt das Mäandernde die Kurve und wird mit assoziativer Selbstverständlichkeit alsbald in einen Re­frain überführt, der hymnischer nicht sein könnte.

Why?: Eskimo Snow (Tomlab/Indigo)