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In der so banalen wie harten Realität ist es bekanntlich so: Wen man unter seinen guten Bekannten nun wirklich zu Recht als Freund oder Freundin bezeichnen darf, das stellt sich meist erst heraus, wenn man die Betreffenden mit Liebeskummer- und Eifersuchtsgeschichten quält, sie mit Selbstmitleid, mit Wutanfällen nervt, sie mit Vorwürfen oder anderen emotionalen Übergriffigkeiten überzieht, und einen die guten Bekannten trotzdem am Tag darauf wieder anrufen. Dann weiß man: Da hat man einen Freund.
Auf Facebook läuft das zum Glück ganz anders: Keine existenzielle Krise, noch nicht mal ein Streit mit Versöhnung, nichts dergleichen ist erforderlich, um zu sehen, wie viele neue Freunde man schon wieder hat. Und seien es die alten, die Freunde von vorvorgestern, die plötzlich auf Facebook eine Freundschaftsanfrage stellen – mit einem Profilbild, das sie mit ihren gar nicht so süßen Bälgern zeigt, mit zehn Kilo mehr auf den Rippen, mit einem schlimmen Pullover oder einer gänzlich geschmacklosen Frisur, sodass man sich schon fragt, ob man tatsächlich wieder einmal zusammen Kaffee trinken gehen sollte. Aber selbst wenn man auf ein Treffen gern verzichtet: Freund ist Freund. Nur Kulturkonservative unterschätzen die Aura bloßer Quantität: Was sind schon zehn gute Bekannte gegen 1 000 Freunde auf Facebook?
Und so blicken auch wir ganz gebannt auf die Zahlen der Freunde der Jungle World auf Facebook, auf die Zahl unserer Fans, sehen in der Statistik nach, wie unser Kurs steht, wie unsere Popularität rasant steigt, seit wir Facebook betreten haben, vergleichen dies mit den Freundeszahlen der Konkurrenz und schließen neuerdings gar Wetten ab, wann wir endlich den 1 000. Fan auf Facebook haben, denn schon ganz ganz bald könnte es so weit sein!
Aber natürlich. Wir geben kleinmütig zu: Stets hieß unser Slogan »Wer braucht schon Freunde«. Und jetzt? Ist das die Kehrtwende? Schmeißt sich die Jungle World in Zukunft an jede Bewegung ran, an jeden Hype, der irgendwie neue Leser verspricht? Etwa an die Studentenproteste, um die es diese Woche geht? Wir können Sie beruhigen: Wir machen uns noch immer keine Freunde. Wir machen uns noch immer gerne unbeliebt. Aber selbst die härtesten Kritiker, die wirklich niemand mag und die auch niemanden mögen, sehnen sich im tiefsten Herzen doch in Wahrheit nach so ungefähr 5 000 Facebook-Freunden. Es dürfen auch ein paar mehr sein. Deshalb: Werden Sie unser Facebook-Fan! Wir werden es Ihnen mit virtueller Freundschaft danken, die sich durchaus auszahlen könnte – mehr wird hier nicht verraten. Nur soviel: Unser 1 000. Facebook-Fan bekommt ein Exemplar von An­dreas Michalkes grandiosem Comic-Buch »Bigbeatland« geschenkt. Und es ist so einfach, neue Freunde zu finden. Also los! An die Rechner, fertig, klick!