LeserInnenworld

Jungle World 46/09: »Ein Stückchen Afrika für dich, eins für mich«
Rassismus in Tuben
Liebe Redaktion,
mit sehr viel Interesse haben wir den Beitrag zu 125 Jahre Berliner Afrika-Konferenz gelesen. Die Beantwortung der Frage, inwiefern Kolonialismus die Gegenwart prägt, möch­ten wir ergänzen: Auch die Bewerbung von Produkten mittels der Abbildung schwarzer Menschen ist bis heute nicht verschwunden. Ehemals als Kolonialwaren verkaufte Produkte wie Kaffee und Schokolade wurden mit den allseits bekannten Figuren des »Sarotti-Mohrs« oder des »Meinl-Kaffeemohrs« beworben, deren Verwendung in der Vergangenheit bereits öffentlich kritisiert wurde. Seit kurzem wirbt auch die Firma Nudossi aus Radebeul für ih­re Schokocreme in Tuben mit dem Namen »Mama Savanna«. Abgebildet ist eine schwarze Frau, die den potentiellen Käuferinnen und Käufern ein Tablett mit einer Kakaofrucht und einer Tasse Schokolade entgegen hält. Ihre Kleidung und Kopftuch identifizieren sie als Bedienstete und erinnern an Bilder von Sklavinnen in den amerikanischen Südstaaten. Die Verbindung von Schokolade mit schwarzer Hautfarbe, die Bedienstetenkleidung und das Stereotyp der »afrikanischen Mama« – das stellt den vor 90 Jahren erfundenen »Sarotti-Mohr« eigentlich noch in den Schatten.
Katharina Wüstefeld und Heike Ehrlich