Jungle World 01/10: »Ich und die Grünen«
Die Kreuzberger und die Wollpullis
Liebe Leute, ich habe mich ja immer gefragt, woher es kommt, dass Ihr so ressentimentgeladen über Bewegungen berichtet, vor allem, wenn sie etwas selbstgestrickt und alternativ daherkommen. Der Text war dann sehr erhellend. Es liegt einfach daran, dass der typische Jungle World-Autor (Frauen sind bei Euch ja auch Autoren) aus Oberbayern oder Ostwestfalen kommt und in seiner Jugend mit Frischkornbrei, Wollpullis und selbstgemachter Musik gequält wurde. Es ist verständlich, dass man solche Erfahrungen mit sich herumträgt und dann etwas genauer hinschaut, wenn andere heute den Lifestyle praktizieren, vor dem man dereinst nach Berlin oder Hamburg geflohen ist. Aber die Eltern und damaligen Lehrerinnen tragen heute gar keine Wollpullis mehr. Und die Jungle World lesen sie vermutlich auch nicht. Es gibt also keinen Grund, weiterhin in jeden Artikel über Umwelt- oder Gipfel-Happenings die Abneigung gegen dieses Herkunftsmilieu zum Ausdruck kommen zu lassen. Ähnlich albern wie die Schelte gegen Wollpulis ist es, wenn Kreuzberger in Eurem Blatt ihre Nachbarn dissen.
Michel Raab
