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Manchmal ist die so genannte Deadline beim Zeitungsmachen einfach nur nervtötend. Da will man den geneigten Leserinnen und Lesern die neuesten, brandheißen, hyperaktuellen Texte, Analysen und Geschichten mitteilen, und dann bekommt man das neueste, brandheiße, hyperaktuelle Ereignis nicht mit, weil die verdammte Deadline einem dumm im Wege steht. So ist es auch diese Woche. Denn genau am Donnerstag, wenn die neue Ausgabe der Jungle World Ihnen auf den Tisch flattert, ereignet sich das, ähmm, Ereignis der Woche, dem die halbe Welt bereits entgegenfiebert: die Revolutionsfeierlichkeiten im Iran. Da lassen zwar seit 31 Jahren die herrschenden Mullahs die islamische Konterrevolution feiern, die nach dem Sturz des Schahs mit der Entrechtung der Frauen begonnen hatte, aber wir wollen nicht kleinlich an irgendwelchen Begrifflichkeiten rummäkeln. Dieses Jahr jedenfalls ist alles anders. Zur Vorbereitung ihrer großartigen Feierlichkeiten sandte die herrschende Mullahfraktion um den Obersten Führer Khamenei und den Prä­sidenten Ahmadinejad ein eindrückliches Signal an die grüne Bewegung aus, indem sie Regimegegner mit stümperhaft fabrizierten Anklagen kurzerhand hinrichten ließ: »We will kill you!« Die oppositionelle Bewegung hingegen will die Revolutionsfeierlichkeiten gegen die Machthaber wenden und erneut auf den Straßen demonstrieren. Die Spannung steigt, in aller Welt finden Aktionen zur Unterstützung der iranischen Opposition statt, doch immer noch steht uns die Deadline im Weg. Deshalb hat sich die Jungle World in dieser Ausgabe dem Drumherum gewidmet: den neuesten Enthüllungen über das iranische Atomprogramm im Ressort Ausland, zwei neuen Romanen aus dem Iran im Dschungel, und im Dossier den Geschäften deutscher Firmen in der wackligsten Theokratie der Welt, die der Iran mittlerweile ist. Und nächste Woche, wenn wir die Deadline dieser Woche erfolgreich hinter uns gelassen haben, kommen wir auf die Revolutionsfeierlichkeiten zurück. Versprochen!
Derweil sitzt uns aber noch eine andere Deadline im Nacken, denn am Freitag um 18 Uhr ist es wieder so weit: Jungle World goes Radio. Das Herbstradio, das uns bereits im Herbst eingeladen hatte, eine Radiosendung zu gestalten, hat im Februar nochmals Sendezeit bewilligt bekommen. Da ist auch die Jungle World wieder dabei, und zwar die drei folgenden Freitage, jeweils von 18 bis 20 Uhr auf 99,1 Megahertz – zu hören in Berlin und anderswo im Internet unter herbst-radio.org. Diesen Freitag: Berlinale Backstage: Arbeitskampf des Kinopersonals; Philippe Liorets Film »Welcome« – wie ein Flüchtlingsfilm in Frankreich Furore macht; Dresden: der ultimative Audio-Comment zum Dresdner Gedenkzirkus. Interviews, O-Töne, Gelaber, Musik, und da die Deadline so nahe ist: vor allem jede Menge Improvisation. Auf dann!