Endloser Schmerz

Vor ein paar Jahren nahm Stuart A. Staples, Kopf der englischen Band Tindersticks, zwei Solo­alben in Folge auf. Prompt wurde gemutmaßt, die Gruppe habe sich aufgelöst. Gerüchte. Solo unterwegs war der Mann, dessen Stimme sonor vernuschelt klingt wie keine zweite, weil er in einer Lebenskrise steckte. So sind auf »Lucky Dog Recordings 03–04« und »Leaving Songs« zahlreiche Stücke des Abschieds zu hören.
Im Jahr 2008 erschien nach fünf Jahren Pause dann endlich wieder ein Tindersticks-Album. Leider erreichte »The Hungry Saw« weder das Niveau der frühen Platten noch das von Staples’ Soloalben. Irgendwie fehlten die zwingenden Ideen, die ganz großen Songs, mithin der überzeugende Schwung.
Von all dem reichlich gibt es dagegen wieder auf »Falling Down A Mountain«, dem achten Longplayer der Band. Das hat auch mit dem Gastauftritt der kanadischen Sängerin Mary Margaret O’Hara zu tun: Auf »Peanuts«, einem zaghaft schwebenden Lied mit einem Text, der klug und wunderschön von kleinen Gesten und großer Liebe erzählt, singen Staples und O’Hara ein sagenhaftes Duett – danach kann man sich die beiden nur als Liebespaar vorstellen, gleich, ob sie in Wirklichkeit eins sind oder nicht.
Staples ist einmal mehr der große Crooner. Ein ausdrucksstarker Interpret und Inszenator melancholischer Empfindungen. Seine Musik changiert abwechslungsreich zwischen fiebrigen Melodramen, soulig-jazzigen Schunkelnummern, leicht knarzigen Indiepop-Perlen und somnambulen Balladen.

Tindersticks: Falling Down A Mountain (4AD/Beggars/Indigo)