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Langsam, aber sicher bricht die Jungle World in der Bergmannstraße ihre Zelte ab. Vor zehn Jahre haben wir – im Schweiße unseres Angesichts – die Fabrik­etage ausgebaut und wohnlich gemacht, wir haben hier gerackert, was das Zeug hält, aber auch die Feste gefeiert, wie sie fielen. Nun naht das baldige Ende.
Höchste Zeit für einen Rückblick, in Wehmut oder im Zorn? Nix da, die Zukunft ist hell und glänzend, wie es schon der Große Vorsitzende wusste, und frohgemut wenden wir ihr unsere Blicke zu. Es ist ja auch eine großartige Sache, containerweise den alten Krempel los zu werden, der sich im Lauf der Jahre in den diversen Ecken angesammelt hat. Und neue Räume sind wie ein neues Leben, würde der Dichter wohl sagen.
Nur ein kleiner Horror trübt unsere Gedanken. Wie transportieren wir den kleinen Rest – das über die Jahre hinweg ein wenig angewachsene Jungle World-Archiv, die Drucker, Monitore und Computer, die Telefone, die Kaffee- und die Espressomaschine, die Regale, Schreibtische und Zimmerpflanzen, die diversen Ansammlungen alter IZ3W-, Konkret- und A&K-Jahrgänge, die Lampen und Leuchten, Sofas und Stühle, die Kabel und die Ventilatoren – in die neuen Räume?
An Vorschlägen mangelt es nicht, nur leider manchmal an ihrer Realisierbarkeit. Solange das Beamen noch technische Probleme bereitet, scheinen wir auf die schnöde Nutzung menschlicher Arbeitskraft angewiesen zu sein. Neinnein, Ausbeutung würden wir das nicht nennen, schließlich packen wir selber an, und Selbstausbeutung ist ein Fremdwort für uns. Es handelt sich eher um die gute alte sozialistische Tradition des allseits beliebten Subbotnik, zu der wir auch Sie, liebe Leser und Leserinnen, liebe Abonnentinnen und Abonnenten, ganz herzlich einladen wollen. Im besten Fall machen wir dann eine Menschenkette quer durch Berlin, bei der jede und jeder Beteiligte in den großen Genuss kommen kann, jedes einzelne Stück aus der alten Jungle-Redaktion einmal eigenhändig anfassen zu dürfen. Ist das nichts?
Aber wir wollen keine allzu großen Versprechungen machen. Es geht ja nur ein paar Straßenecken weiter. Und vielleicht handelt es sich auch nur darum, ein oder zwei kleine Kistchen vom Aufzug in den nahe stehenden LKW zu bringen. Wir halten Sie jedenfalls auf dem Laufenden.