Abdruck aus »Menetekel. 3 000 Jahre Untergang des Abendlandes«

Isoliert nebeneinander herlaufende Klempner

Von der Liebe der Deutschen zur Kultur, ihrem Hass auf die Zivilisation und der Streitbeilegungskultur.

Als der Erste Weltkrieg verloren war und Wilhelm II. das Weite gesucht hatte, fanden viele der verwaisten, um den versprochenen Platz an der Sonne geprellten Untertanen Zuspruch in Thomas Manns »Betrachtungen eines Unpolitischen«, die es ihnen erlaubten, sich auch als Unterlegene in der Gewissheit zu wiegen, dass die deutsche Kultur trotz allem etwas Edleres und Gottgefälligeres vorstelle als die verderbte westeuropäische Zivilisation. Den Unterschied zwischen dieser und jener hatte Thomas Mann exakt zu bestimmen versucht. Dass er dennoch nur im Nebel stocherte, nahmen ihm die Leser, auf deren Ressentiments er sich verlassen durfte, nicht übel. Sie wollten sich innerlich aufrichten und erbauen, und sei es an volltönenden Phrasen. »Der Unterschied von Geist und Politik enthält den von Kultur und Zivilisation, von Seele und Gesellschaft, von Freiheit und Stimmrecht, von Kunst und Literatur; und Deutschtum, das ist Kultur, Seele, Freiheit, Kunst und nicht Zivilisation, Gesellschaft, Stimmrecht, Literatur«, lautete eines der Mantras, die Thomas Mann in großer Zahl fabrizierte, um den im Krieg gestiegenen Bedarf zu decken. »Der politische Geist als demokratische Aufklärung und ›menschliche Zivilisation‹ ist nicht nur psychisch widerdeutsch; er ist mit Notwendigkeit auch politisch deutschfeindlich, wo immer er walte.« (1) Als unpolitischer Betrachter der Zeitläufte zog Thomas Mann der psychisch widerdeutschen Aufklärung über die Leiden der Kriegsinvaliden den welthistorischen Glorienschein vor: »Die Hermannsschlacht, die Kämpfe gegen den römischen Papst, Wittenberg, 1813, 1870, – das alles war nur Kinderspiel im Vergleich mit dem fürchterlichen, halsbrecherischen und im großartigsten Sinne unvernünftigen Kampf gegen die Welt-Entente der Zivilisation, den Deutschland mit einem wahrhaft germanischen Gehorsam gegen sein Schicksal – oder, um es ein wenig aktivischer auszudrücken, gegen seine Sendung, seine ewige und eingeborene Sendung auf sich genommen hat.« (2) Und während andere in diesem großartig unvernünftigen Kampf ihr Leben ließen oder als Krüppel daraus heimkehrten, bewährte sich Thomas Mann daheim am Schreib­tisch in der Polemik gegen das ehrvergessene »Gesinde und Gesindel«, dem es an germanischem Gehorsam fehle – »jenem schreibenden, agitierenden, die internationale Zivilisation propagierenden Lumpenpack, dessen Radikalismus Lausbüberei, dessen Literatentum Wurzel- und Wesenlosigkeit ist, – jener Hefe der Literatur, die als Hefe und nationaler Gärstoff dem Fortschritt von einigem Nutzen sein mag, in der es aber an persönlichem Range oder einer Menschlichkeit, die anders als mit der Feuerzange anzufassen wäre, fehlt«. (3)
Die Einbildung, im trauten Heim, weitab von allen Schützengräben, Ärgeres erdulden zu müssen als selbst Hermann der Cherusker, Martin Luther, die Schwarze Schar des Freiherrn von Lützow und der Reichskanzler Bismarck, bereitete dem Autor zwar ersichtlich Wohlbehagen, doch das Glück wäre unvollkommen gewesen ohne die schroffe Zurückweisung des einheimischen Zivilisationsliteratentums. Die Frage, was Thomas Mann und seine zeitgenössischen Leser an der Zivilisation so heftig abstieß, ist nicht leicht zu beantworten, da seine eigenen Aussagen zur Sache sich im wolkigen Bezirk der Anrufung des Geistes, der Kultur und der Seele eines nur erschauernd zu erspürenden und begrifflich nicht fassbaren Deutschtums verlieren. Was war dagegen die Zivilisation, aus Thomas Manns Blickwinkel? Sie zeigte sich dem Dichter, möglicherweise, in der rauchenden Frau auf der Straße, im Kintopp und im Vaudeville, aber es wirkt doch einigermaßen bizarr, dass ein homosexueller Ästhet auf die Idee verfiel, sich mit Hindenburgs gedrilltem Kanonenfutter zu identifizieren. Wo der Geist beheimatet war, auf den Thomas Mann sich berief, geht aus einem Zitat des greisen, im Todesjahr Goethes geborenen und auch im hohen Alter noch angriffslustigen Philosophen Adolf Lasson hervor: »Geistesmacht ist auch unser Heer und unsere Flotte.« (4)
Die frühesten Vorbehalte des deutschen Bürgertums gegen die Zivilisation hat der Soziologe Stefan Breuer im späten 19. Jahrhundert verortet: »Die ersten skeptischen bis ablehnenden Äußerungen über die Zivilisation tauchten in den siebziger Jahren auf, als Reaktion auf die Expansion des Bildungssystems, die zu einem verschärften Wettbewerb um Stellen im Staatsdienst, aber auch zu Sorgen hinsichtlich des Übergreifens der technisch-praktischen Ausbildung auf jene Sphären führte, in denen bislang die humanistische Kultivierung im Geiste des klassischen Altertums im Vordergrund stand.« (5) Doch es existieren noch ältere Bekundungen des Zweifels an den Segnungen der Zivilisation. »Wir sind civilisirt bis zum Überlästigen zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit«, schrieb Immanuel Kant 1784. »Aber uns für schon moralisirt zu halten, daran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört noch zur Cultur; der Gebrauch dieser Idee aber, welcher nur auf das Sittenähnliche in der Ehrliebe und äußeren Anständigkeit hinausläuft, macht blos die Civilisirung aus.« (6) Gering dachte auch der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi von den »kulturlosen Civilisationskünsten«, (7) die er 1815 für alles Unheil seiner Zeit verantwortlich machte, und auch der Altphilologe Friedrich August Wolf, ein anderer Zeitgenosse Kants und Goethes, setzte großen Ehrgeiz an die Aufgabe, die Kultur gegen die Zivilisation auszuspielen: »Aegyptier, Hebräer, Perser und andere Nationen des Orients« hätten sich, im Unterschied zu den Griechen und den Römern, gar nicht oder nur wenige Stufen »über die Art von Bildung erhoben, welche man bürgerliche Policirung oder Civilisation, im Gegensatze höherer Geistescultur, nennen sollte«. Der gleiche Mangel mache sich auch andernorts fühlbar: »Asiaten und Afrikaner werden als litterarisch nicht cultivirte, nur civilisirte Völker, unbedenklich von unsern Grenzen ausgeschlossen; so auch die später bedeutend gewordenen Araber, wiewohl sie mit Hülfe der Griechen, wie vorher die Römer, einen gewissen Grad gelehrter Bildung erreichten«, und so werde es wohl »erlaubt sein, im Geiste der Alten, die auf die Barbari als auf unedlere Menschengattungen mit Stolz herabsahen, sogar den Namen Alterthum in ausnehmendem Sinne auf die beiden durch Geistescultur, Gelehrsamkeit und Kunst verfeinerten Völker einzuschränken«. (8)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte ein Vertreter des reinen Deutschtums seinem Unmut Luft: »›Zivilisation‹ ist mir schon lange verdächtig, als Nährgelatine für den Bazillus judaicus wurde sie es noch mehr.« (9) Mit dem alten Rochus auf die Zivilisation lebte der Antisemitismus auf, in bürgerlichen Kreisen, die sich von allen Seiten gefährdet fühlten. »In dem Grade, in dem die ›Civilisation‹ wächst, sinkt die Fruchtbarkeit, je besser die Schulen werden, um so schlechter werden die Wochenbetten, um so geringer wird die Milchabsonderung, kurz, um so untauglicher werden die Weiber«, mutmaßte der Nervenarzt Paul Möbius, (10) und als der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, interpretierte ihn der Schriftsteller Rudolf Borchardt als Armageddon: »Kultur ist ein rein deutscher Begriff und in keine europäische oder amerikanische Sprache übersetzbar. So wahr Gott lebt, muss unser Sieg der Macht dieser ›civilisation‹, oder ›European civilization‹ ein Ende machen, und wie ich, seit ich die Feder führe und unter meinesgleichen gehört werde, in dem Kampfe gegen sie stehe, der heute vom Polderland bis Samogitien, von der schottischen zur chilen­ischen See politischer Entscheidungskampf geworden ist, so flehe ich und mühe ich mich heute um das Ende dieser Macht, um den Sieg des Geistes über den Intellekt, der Ordnungen über die Mehrheiten, goethisch gesprochen, des Glaubens über den Unglauben.« (11) So wie Borchardt sahen es viele. Es müsse »aufgeräumt werden mit den verderblichen händlerischen Anschauungen der ›westeuropäischen Zivilisation‹«, erklärte 1915 der Nationalökonom Werner Sombart. (12) Noch etwas klarer brachte der Oberhofprediger Ernst von Dryander auf den Punkt, worum es ging: »Wir ziehen in den Kampf für unsere Kultur gegen die Unkultur, für die deutsche Gesittung wider die Barbarei, für die freie, deutsche, an Gott gebundene Persönlichkeit wider die Instinkte der ungeordneten Masse.« (13) Als Mann des Jahrgangs 1843 war Ernst von Dryander selbst zum Zeitpunkt seiner Kriegserklärung nicht mehr fronttauglich, aber auch jüngere Semester rührten die Trommel, ohne ihr folgen zu müssen. »Eine allseitige Friedensbedingung«, schrieb Karl Kraus im Mai 1918 in der Fackel, »wird den Tag festsetzen müssen, an welchem gleichzeitig in sämtlichen Staaten auf offenem Markt vor den auf Tribünen sitzenden Invaliden die Kriegslyriker und alle, die mit dem Wort zur Tat geholfen haben, dadurch von ihr befreit waren und ihre schmähliche Rettung nicht allein mit dem Ruin anderer erkauft, sondern noch mit Gewinn belohnt sahen, zusammengetrieben und ausgepeitscht werden.« Kraus dachte dabei »nicht nur an solche, die sich freiwillig an der Glorifizierung von Minenvolltreffern betätigt haben, sondern vor allem an jene, die sich hinterher auf einen angeblichen Zwang berufen und eben das, was sie am schwersten belastet, als Entschuldigung geltend machen, kurzum an jene, die den Weltsturm unter eigenen Obdächern mitmachen durften«. (14) Doch zur Auspeitschung der Kriegslyriker kam es nur in der Fackel. Die Kriegsversehrten mussten ihren Trost in der Solidarität der unverzagten Kanzelredner und Leitartikler finden oder im Schriftgut des antisemitischen Wahlpreußen Houston Stewart Chamberlain, der den Weltkrieg ebenfalls als Kampf zwischen einer hohen Kultur und der »Sittenverderbnis« der Zivilisation verstand: »Die Nationen des Westens und Südens, denen die gebildeten Klassen Russlands folgen, sind immer mehr (auch in ihren konservativen Elementen) in den Bannkreis der französischen Revolutionsideen geraten, welche wir dahin zusammenfassen können: Willkür des Einzelnen, Gewalttätigkeit der Regierenden, sittliches Chaos – das nennen sie ›Freiheit‹ und ›Civilisation‹, und dieses Ideal fühlen sie durch Deutschland bedroht.« (15)
Was die Willkür eines einzelnen und die Gewalttätigkeit der Regierenden bewirken konnten, hat sich im Verlauf der Jahre hinlänglich erwiesen. Fragwürdig ist aber auch die These, dass die Nationen des Westens und Südens für »sitt­liches Chaos« empfänglicher gewesen seien als die deutsche. Unter jenem Chaos verstand Chamberlain mehr oder weniger das gleiche wie sein Bewunderer Adolf Hitler: Tingeltangel, Nacktrevuen, Negertänze, Orgien und Rassenmischung. Es spricht jedoch vieles dafür, dass selbst die sündigsten Ausschweifungen in französischen Amüsiervierteln spielend von dem Chaos übertroffen wurden, das im Sittenkodex und in den Moralbegriffen des letzten Kaisers aus dem Hause Hohenzollern herrschte. Ein auf dem Gut des Fürsten Henckell von Donnersmarck im Jahre 1902 mit goldenen Lettern beschrifteter Granitblock sollte zwar daran erinnern, dass Seine Majestät Wilhelm II. dort als Jäger »Allerhöchstseine 50 000. Kreatur, einen weißen Fasanhahn«, erlegt habe, (16) doch die Erinnerung an den martialischen, im November 1918 entflohenen Imperator verblasste rasch, und die Verteidiger der Kultur gegen die Zivilisation mussten sich nach anderen Leitbildern umsehen.
Manch einer zog sich auf den Standpunkt zurück, dass es »überhaupt nur völkische Kultur« gebe und dass internationale Kultur »ein Unding« sei, »ein Widerspruch in sich selbst«. (17) Anders als kriegerisch könnten Kulturmenschen der Moderne nicht gegenübertreten: »Im Bewusstsein ihres lebendigen Rechtes müssen die Deutschen den Krieg gegen die Zivilisation des Westens als Schicksal weiterführen, wenn sie als Volk leben wollen.« (18) Der Gedanke an eine friedliche Koexistenz mit den siegreichen Nachbarvölkern vertrug sich nicht mit dem Glaubenssatz, dass nur die Deutschen wahres Menschentum verkörperten: »Zivilisation hat mit Kultur innerlich nichts zu schaffen. Sie ist überhaupt nichts Menschliches, sondern etwas Physikalisches, das höchstens als Intellektualismus oder Spiel ins Menschliche eben hineinragt.« (19) Man hätte hier einwenden können, dass auch der zivilisierte Umgang mit politischen Gegnern eine Kulturleistung darstelle, ebenso wie die Beachtung rücksichtsvoller Tischmanieren, aber solche Argumente hätten bei den grimmigen, in Saalschlachten erprobten Fürsprechern der völkischen Kultur vermutlich nicht verfangen. Sie betrachteten sich als Erlöser, und sie waren nicht gekommen, Frieden zu bringen. In dem heiligen Krieg, den sie führten, kam es auf gutes Benehmen nicht mehr an, denn inzwischen schien nichts Geringeres als der Weltuntergang bevorzustehen: »Bloße Zivilisation schwächt, weil sie die Menschenkräfte den bereits erreichbaren Menschenzwecken entzieht. Die europäische Welt seufzt und blutet unter dieser Sünde, und mit ihr ihre Schülerin, die gesamte Welt. Europa ist das feile Weib, das mit dem Gluthauche dieser ihrer Sünde die ganze Welt vergiftet hat.« (20) Das gemahnt an die tadelnden Worte, die der Philosoph Arnold Hau in einem späteren Stadium des letzten Gefechts an die fehlgehende Menschheit richten sollte: »Hört: was ich euch verkünde:/Was ihr da tut ist Sünde.« (21) Von Arnold Hau stammt auch das Gebot, die eigenen sexuellen Wahnvorstellungen nicht als Anklagepunkte in Moralpredigten anzuführen: »Ihr sollt nicht Schweinereien in den Wald rufen und, wenn es herausschallt, in höhnischem Tonfall sagen: ›Hört euch an, wie der Wald schweinigelt!‹« (22) Eben das aber taten die Feinde des feilen Weibes Europa unablässig in ihren Streitschriften wider den Gluthauch der sündhaften Zivilisation. Was als Plädoyer für Sitte und Anstand begonnen hatte, entwickelte sich ein ums andere Mal zu einer vornehmlich für die Verfasser halsbrecherischen tour d’horizon über die Abgründe ihrer sexualneurotischen Alptraumvisionen: »Da rollt sich vor unseren Augen ein grauenhafter Film nach dem anderen ab, etwa die Geschichte der Narkotika, der Medizin, der Zauberei, des Geldes. Der Mensch will Unerhörtes erleben, aber es ist kein Leben mehr aus eigenem Gesetz und zu eigenen Zielen. Es quillt dunkel aus menschenfremden kosmischen Zusammenhängen, die der Geist nicht nach sich veredeln und formen konnte, und es wird untermenschlich. Rapide und ausgedehnte Zivilisation wird immer zu solchen Erscheinungen führen. Nur Erkenntnis des Wesens der Kultur und der Wille dazu können davor behüten und daraus befreien.« (23)
Den Geist, der hier seinerseits dunkel hervorquoll, hatten schon Paul de Lagarde und Julius Langbehn als Vordenker der nationalen Wiedergeburt kultiviert, mit einem Ziel, das der Historiker Fritz Stern in seiner klassischen Studie über den »Kulturpessimismus als politische Gefahr« umrissen hat: »Ihre Sehnsucht gipfelte in der Vision einer neuen deutschen Sendung, eines Deutschlands, das, sauber und zuchtvoll im Innern, als größte Macht der Welt endlich auch die Germania irredenta zusammenfassen könnte.« (24) Darauf hätten sich in der Weimarer Republik wahrscheinlich die meisten rechts von der Sozialdemokratie beheimateten oder irrlaufenden Wähler zu verständigen vermocht, bei aller Verschiedenheit des geistigen Herkommens und der Beurteilung politischer Tagesfragen. Die Hoffnung, Deutschlands Stärke wiederzugewinnen und alle Einflüsse der westlichen, als zersetzend und sittenwidrig aufgefassten Zivilisa­tion zurückzudrängen, teilten kaisertreue Kirchgänger und Deutschnationale mit mancherlei völkischen Sektierern, den rabiatesten Nationalsozialisten und den Sprengmeistern der sogenannten Konservativen Revolution, und selbst auf der äußersten Linken taten sich Patrioten hervor, die als Nationalbolschewisten von der Zivilisation erlöst zu werden wünschten. (25) Auf der Suche nach einem kriegsverwendungsfähigen Schutzheiligen wurde der Anthroposoph Richard Karutz 1927 in Weimar fündig: Schon Goethe, stellte er fest, habe »der europäischen Zivilisation als der Zerstörerin der Kultur einen Hieb versetzen« und »der überheblichen Vielwisserei, der geldgierigen Hast, der täuschenden Hohlheit, der pharisäerhaften Scheinheiligkeit, der städtischen Zivilisation Europas die Maske abreißen« wollen. (26) Die Erscheinung Goethes wäre den Verfechtern des reinen Deutschtums weniger imposant erschienen, wenn sie gelesen hätten, was er nach dem Zeugnis Johann Peter Eckermanns am 3. Mai 1827 gesagt hatte: »Wir Deutschen sind von gestern. Wir haben zwar seit einem Jahrhundert ganz tüchtig kultiviert; allein es können noch ein paar Jahrhunderte hingehen, ehe bei unsern Landsleuten so viel Geist und höhere Kultur eindringe und allgemein werde, dass sie gleich den Griechen der Schönheit huldigen, dass sie sich für ein hübsches Lied begeistern, und dass man von ihnen wird sagen können, es sei lange her, dass sie Barbaren gewesen.« (27)
Auf den Kronzeugen Goethe beriefen sich die Nachfahren jener Barbaren zwar zu Unrecht, doch die Diagnose einer Verwurzelung ihrer Ideen im Volk ist schwer zu widerlegen. »Das Volk ist nämlich, um hier einmal einen sympa­thischen Irrtum Brechts zu korrigieren, außerordentlich ›tümlich‹« (Max Goldt). (28) Dass es sich zumindest in der Weimarer Republik so verhielt, zeigen die Ergebnisse der Reichstagswahlen. Auf die stetigen Stimmengewinne der Deutschnationalen Volkspartei folgte das sprunghafte Wachstum der wieder zugelassenen NSDAP von der Sekte zu einer Massenbewegung, deren Siegeszug das Wahldebakel vom Mai 1928 nur verzögern, aber nicht aufhalten konnte. (29) »Zum Unterschied von den Kulturgebilden, die immer einen organischen im Erleben des Volkes wurzelnden Charakter offenbaren, sind die Gebilde der Zivilisation nicht in der Volksseele verwurzelt«, notierte in jenem Wahljahr der Philosoph Paul Krannhals in einer Untersuchung der »Grundlagen einer neuentstehenden deutschen Kultur«, (30) und der kommende Reichsbauernführer Richard Walther Darré sprach rundweg jedem Nichtbauern die Eignung zum Erbringen einer kulturellen Leistung ab: »In aller Geschichte« habe bisher »nur der Bauer kolonisiert und Kultur in der wahrsten und echtesten Bedeutung des Wortes zu verbreiten verstanden. Der Nomade wird immer nur Zivilisation verbreiten können; Zivilisation bedeutet ja ursprünglich auch nichts weiter als die rein äußerliche Zugehörigkeit eines Bürgers zu einer Menschengemeinschaft.« (31) Von diesem Standpunkt aus führte der nächste Gedankenschritt zur Aufwertung des Barbarentums, soweit es Ackerbau betrieb. »Der fortgeschrittene Zivilisationsmensch steht unter dem Barbaren. Kein Leben und kein Blut erfüllen mehr das Hohlgewordene«, berichtete ein Mitläufer der Bewegung seinen Lesern, (32) die wie viele ihresgleichen davon überzeugt waren, »dass aus den Ideen der westlichen Zivilisation kein Staat hervorgehen« könne, »der die besonderen Kräfte der Deutschen zu erfassen und wirksam zu machen« vermöge. (33)
1932, als diesen Kräften die volle Entfaltung ihrer Wirksamkeit noch verwehrt war, legte ein Anhänger der nationalsozialistischen Weltanschauung seine Gedanken über die Ursachen des Niedergangs dar: »Ist eine Kultur in ihren lebendigen Epochen nicht mehr völkisch, so ist sie ebenso fremd der Natur, und vermag ein Volk nicht in einer neuen Kulturentfaltung diese Fehlentwicklung aufzuheben, so ist ihr Strömen abgeschlossen, weil sie nicht mehr organisch durchflutet ist und somit keine Bindekraft, jene Einheit nicht mehr hat; sie läuft aus in einer Epoche, die nicht mehr Kultur lebt, sondern in einer Zivilisation vegetiert, die sie nicht mehr einzugliedern vermag; sie hat eine Wissenschaft, die fremd herläuft neben irgendeiner Kunst, so dass beide im Erfassen nicht mehr zusammenwirken können, dass sie sogar in sich noch aufgelöst sind. Eine solche Zivilisation kann kein Leben schaffen: Sie ist in sich selber abgestorben, es ist derselbe Zerfall wie bei jener Verbildung, die nur den Intellekt beachtet.« (34) Hier machte sich, wie so oft, das Bedürfnis geltend, anstelle unsortierter Menschenmassen wieder fest geschlossene Reihen zu erblicken. Die in zivilisierten Gesellschaften übliche Aussicht auf isoliert nebeneinander herlaufende Apotheker, Hausfrauen, Bäcker, Lehrer, Priester, Sportler, Winzer, Klempner und Molekulargene­tiker befremdete den ordnungshungrigen Parteigenossen: »Das Wesen der Kultur ist die Völkischkeit, die Einheit.« (35) Der ungestillten Sehnsucht danach sind die Zeremonienmeister des Dritten Reichs auf breiter Front entgegengekommen, mit bombastischen Massenaufmärschen, Reichsparteitagsfanfaren, Fackelzügen und Heldengedenkfeiern, aber alle noch so strammen Paraden des gebändigten und gleichgeschalteten Volkskörpers halfen den Nationalsozialisten nicht aus der Verlegenheit, wenn sie das mysteriöse »Wesen der Kultur« auf den Begriff zu bringen versuchten. Über die Beschwörung von Blut und Boden gelangten sie bei ihren Anstrengungen selten hinaus. Merklich leichter fiel es ihnen, über das Gegenteil herzuziehen, die verhasste Zivilisation: »Kultur ist nicht das, was die Zivilisationsliteraten, diese Intellektbestien der Wahngläubigkeit, sich darunter vorstellen. Kultur ist mehr als Nutzung der zivilisatorischen Möglichkeiten der Zeit. Sie ist sogar mehr als gut vorgetragene Dichtung, mehr als schöne Bilder oder ein gutes Konzert. Kultur will nicht gesprochen, sondern gelebt werden. Sie ist Ausdruck des gesamten inneren Lebens des Volkes und muss es sein. Dementsprechend ist sie von Blut und Boden abhängig.« (36) Also von beiden Elementen, zu denen die Arbeiter der Stirn unweigerlich zurückkehrten, wenn ihnen nach der Definition des Kulturbegriffs ex negativo kein anderer Ausweg mehr offenstand. Genauere Mitteilungen über die Beschaffenheit der Kultur, die ihren Ausdruck im »inneren Leben des Volkes« finde, wurden nicht überliefert. Was diese Frage betrifft, ist das amtlich genehmigte Schrifttum wüst und leer, obwohl der Stolz auf das bewahrenswerte Innerste hoch aufragte und bei der kleinsten Erschütterung einen Abwehrreflex gegen nomadische »Zivilisationsliteraten« und »Intellektbestien« auslöste.
Als Freunde kurzer Prozesse zogen die Nationalsozialisten allen weitschweifigen Erörterungen des vorliegenden Problems die bewährte Methode vor, ein Machtwort zu sprechen, das weitere Diskussionen erübrigte: »Die Erfindung der Seife ist eine Kulturtat, Parfüm Zivilisationstand: hiermit verstehen wir uns hoffentlich recht.« (37) Mehr musste nicht gesagt werden, um unter den Eingeweihten allgemeines Einvernehmen herzustellen. Eine noch griffigere Formel trug der Agitator Hans Schemm seinem Publikum vor: »Wenn ich auf der einen Seite Zivilisation und Kultur sage und auf der anderen Tier und Mensch, so ist das das Gleiche.« (38) In diesen Worten deutete sich bereits an, dass die Träger des nationalsozialistischen Kulturgedankens fähig und willens waren, das Zivilisationsgetier auszumerzen, ohne den Konsum von Beethovensonaten zu vernachlässigen.
Einen Versuch, das ungelöste Problem der Kultur-Zivilisations-Dichotomie gedanklich nun doch einmal erschöpfend zu durchdringen, unternahm 1940 der Denker Max Wundt, aber auch ihm blieb es versagt, die Chimäre der Kultur begrifflich klarer zu fassen, als es seinen Vorgängern gelungen war: »Der Niedergang der Völker und ihre VerStädterung bedeutet zugleich einen Wandel in der geistig=seelischen Haltung. Wir haben uns gewöhnt, ihn mit den Ausdrücken ›Kultur‹ und ›Zivilisation‹ zu bezeichnen. Aus jener wächst diese hervor, aber diese kann jene nicht wieder hervorbringen. Jener ist es um Seelenwerte, dieser um Sachwerte zu tun, jene erstrebt innere, diese äußere Daseinsvollendung, jene vollzieht sich im freien, diese im zweckgebundenen Schaffen.« (39) Zu den vornehmsten Eigenschaften des Produkts jener inneren Daseinsvollendung gehörte naturgemäß seine Unsichtbarkeit, und den Zweiflern, die außerstande waren, sich unter einer im freien Schaffen vollzogenen Kultur etwas vorzustellen, musste ein Traum von ihr genügen. Die Nationalsozialisten offenbarten ihre Seelenwerte nur Gleichgesinnten. »Ob die andern Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur insoweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen«, erklärte Heinrich Himmler im April 1943 in einer nichtöffentlichen Rede. (40)
Das hätte, was die Vorzüge der Kultur betraf, das letzte Wort sein können. Doch es suchten auch noch viele Bürger der Bundesrepublik nach Stärkung in dem Gedanken, dass ihre Kultur der Zivilisation überlegen sei, und es fehlte nicht an Publizisten, die ihm die Treue bewahrt hatten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür bietet das 1952 veröffentlichte Werk »Die Religion des Abendlandes« von Walter-Gerd Bauer, einem Autor, der sehr schlecht auf die regierenden Weltmächte zu sprechen war. Er prophezeite ihnen die Einsetzung eines göttlichen Strafgerichts, dessen Folgen er detailverliebt beschrieb: Gott, so führte Bauer aus, werde »die Menschen zusammenschlagen wie Töpfe, er wird ihnen ihre ganze sogenannte Zivilisation zerschmettern, die Wolkenkratzer, die sie in den Himmel getürmt haben, wird er umpusten, und alle die Stätten, da sie sich verweichlichten, da sie sich überschminkten und überfälschten, da sie sich seichten Vergnügungen hingaben, wird er dem Erdboden gleichmachen; den Goldgierigen wird er das Gold aus den Fingern schlagen und es den Elementen zurückgeben, ja, den Menschen selbst, der ihm nicht geriet, den wird er zerstampfen und ihn wieder zu Erde machen, um einen neuen besseren Menschen zu schaffen«. (41) Einen Menschen wie Walter-Gerd Bauer vermutlich, mit einem Herzen voll Demut und christlicher Nächstenliebe.
In die Krise geriet dieser Zweig der Kulturindustrie erst mit dem Absterben des Kundenstamms, der die große Zahl und die hohen Auflagen zivilisationsfeindlicher Traktate aus arischer oder abendländisch-christlicher Warte ermöglicht hatte. Das Erbe der abgewirtschafteten Ritter des deutschen Geistes traten 1980 überraschend die Grünen an: Nicht ohne Trotz gegenüber den USA proklamierten sie in ihrem Wahlprogramm, es solle jedes Volk »die ihm eigentümliche Kultur bewahren«, um gegen die »technisch-materialistische Einheitszivilisation« bestehen zu können. (42) Da war es wieder, das vertraute Gegensatzpaar, in alter Frische, auch wenn die Grünen bei ihrer Wortwahl vornehmlich an die Bewahrung der Kultur der Inuit, der Hopi und der Aborigines gedacht haben mögen und nicht so sehr an Deutschlands ewige und eingeborene Sendung. Dafür blieben andere politische Kräfte zuständig. Eine Stimme gab ihnen 1995 der Journalist Rolf Winter: »Noch gibt es Oasen deutscher Kultur, sogar in Frankfurt mit seinem Goethehaus und der Paulskirche, in der gern Deutsches gefeiert wird, doch es ist wahr: Die Kulturoasen schrumpfen wie die Fruchtbarkeitsinseln, die in der Wüste langsam, aber sicher dem ständigen Strom des Sandes unterliegen und schließlich in ihm untergehen.« (43) Entgegen dieser düsteren Prognose lebte die Kultur in den folgenden Jahren jedoch so übermächtig auf, dass der Schriftsteller Eckhard Henscheid im deutschen Sprachraum zu Beginn des 21. Jahrhunderts insgesamt 756 florierende Kulturen nachweisen konnte, von der »Abendländischen Kultur« und der »Altbierkultur« über die »Entfeindungskultur«, die »Friedenskultur«, die »Friedhofskultur« und die »Körperkultur« bis hin zur »Mahnmal-Kultur«, zur »Schamkultur« und zur »Streitbeilegungskultur« sowie deren Wurmfortsätzen in der »Tränenkultur«, der »Vergessenskultur«, der »Wegschauenskultur« und der »Zusammendenkenskultur«. (44)
Es hätte also objektiv kein Grund zur Sorge um den Fortbestand der kulturellen Vielfalt bestanden. Von einer »entarteten Kultur« sprach im September 2007 dann aber doch der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meißner. In einer Erwiderung auf die Kritik an seiner bedenklichen Wortwahl äußerte er sein Bedauern und wich auf eine andere Formulierung aus, die ihm kulturhistorisch geringer belastet erschien: »Das Wort ist ohne Substanzverlust für mein Anliegen und meine Aussage ersetzbar: Dort, wo die Kultur – im Sinne von Zivilisation – vom Kultus – im Sinne der Gottesverehrung – abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur nimmt schweren Schaden. Sie verliert ihre Mitte.« (45) Und zwar durch ihre alte Gegnerin, die Zivilisation, die sich am Ende als robuster erwiesen hatte.

Fußnoten:
(1) Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen. Hrsg. von Peter de Mendelssohn. Frankfurt am Main 1983, S. 31 f.
(2) A. a. O., S. 51
(3) A. a. O., S. 55 f.
(4) Deutsche Reden in schwerer Zeit, gehalten von den Professoren an der Universität Berlin. Berlin 1915, Band 1, S. 142, zitiert nach Klaus Vondung: Die Apokalypse in Deutschland. München 1988, S. 204
(5) Stefan Breuer: Ordnungen der Ungleichheit – die deutsche Rechte im Widerstreit ihrer Ideen 1871–1945. Darmstadt 2001, S. 264
(6) Immanuel Kant: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. In: Kant’s gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Band VIII. Berlin 1912, S. 15–31, hier S. 26. Vgl. hierzu auch Michael Pflaum: Die Kultur-Zivilisations-Antithese im Deutschen. In: Europäische Schlüsselwörter. Wortvergleichende und wortgeschichtliche Studien. Hrsg. vom Sprachwissenschaftlichen Colloquium (Bonn). Band III: Kultur und Zivilisation. München 1967, S. 288–427; Jörg Fisch: Zivilisation, Kultur. In: Geschicht­liche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner, Werner Conze und Reinhart Koselleck. Bd. 7. Stuttgart 1992, S. 679–774
(7) Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. In: ders., Sämtliche Werke. Band 24a. Bearbeitet von Emanuel Dejung. Zürich 1977, S. 1–222, hier S. 182
(8) Friedrich August Wolf: Darstellung der Alterthumswissenschaft nach Begriff, Umfang, Zweck und Wert. In: Fr(iedrich). Aug(ust). Wolf’s Darstellung der Alterthumswissenschaft, nebst einer Auswahl seiner kleinen Schriften; und litterarischen Zugaben zu den Vorlesungen über die Alterthumswissenschaft. Hrsg. von S. F. W. Hoffmann. Leipzig 1833, S. 9–75, hier S. 12, 14
(9) Friedrich Lange: Reines Deutschtum. Grundzüge einer nationalen Weltanschauung. Berlin 31904, S. 105
(10) P(aul). J(ulius). Möbius: Ueber den physiologischen Schwachsinn des Weibes. Halle a. d. S. 81907, S. 25
(11) Rudolf Borchardt: Der Krieg und die deutsche Selbsteinkehr. Rede, öffentlich gehalten am 5. Dezember 1914 zu Heidelberg. Heidelberg 1915, S. 10
(12) Werner Sombart: Händler und Helden. Patriotische Besinnungen. Leipzig 1915, S. 124
(13) Zitiert nach Martin Greschat: Krieg und Kriegsbereitschaft im deutschen Protestantismus. In: Bereit zum Krieg. Kriegsmentalität im wilhelminischen Deutschland 1890–1914. Beiträge zur historischen Friedensforschung. Hrsg. von Jost Düllfer und Karl Holl. Göttingen 1986, S. 33–55, hier S. 48
(14) Karl Kraus: Die Kriegsschreiber nach dem Krieg. In: »Die Fackel« 474–483/1918, S. 156–158, hier S. 157 f.
(15) Houston Stewart Chamberlain: Politische Ideale. München 31916, S. 23
(16) Vgl. Eckhard Henscheid/Gerhard Henschel: Jahrhundert der Obszönität. Eine Bilanz. Berlin 2000, S. 54
(17) Ernst Hunkel: Die Wiedererweckung deutscher Bauern= und Rassenkultur durch die Volkshochschule. In: Erstes Jahrbuch der deutschen Volks=Hochschul=Bewegung. Hrsg. von Bruno Tanzmann. Hellerau=Dresden 1919, S. 79–90, hier S. 82
(18) Werner Wirths: Das Erlebnis des Krieges. In: Die Neue Front. Hrsg. von (Arthur) Moeller van den Bruck, Heinrich von Gleichen und Max Hildebert Boehm. Berlin 1922, S. 76–79, hier S. 78
(19) Kurt Ziesch: Politik vom Menschen aus gesehen. In: Die Neue Front, a. a. O., S. 97–130, hier S. 112
(20) A. a. O., S. 113
(21) Zitiert nach: Die Wahrheit über Arnold Hau. Hrsg. von Lützel Jeman (d.i. Robert Gernhardt), F. W. Bernstein und F. K. Waechter. Frankfurt am Main 1966, S. 177
(22) A. a. O., S. 179
(23) Kurt Ziesch: Politik vom Menschen aus gesehen, a. a. O., S. 113 f.
(24) Fritz Stern: Kulturpessimismus als politische Gefahr. Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland. Bern, Stuttgart und Wien 1963, S. 3
(25) Vgl. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. Die politischen Ideen des deutschen Nationalismus zwischen 1918 und 1933. München 31992, S. 127–130
(26) Richard Karutz: Von Goethe zur Völkerkunde der Zukunft. Stuttgart 21929, S. 59
(27) Zitiert nach Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Gustav Moldenhauer. Dritter Band. 1822–1832. Leipzig (o. J.), S. 117 f.
(28) Max Goldt: Wenn man einen weißen Anzug anhat. Ein Tagebuch-Buch. Reinbek 2002, S. 64
(29) Zum Ausgang der Reichstagswahlen vom 20.5.1928 vgl. Hans Mommsen: Die verspielte Freiheit. Der Weg der Republik von Weimar in den Untergang. 1918 bis 1933. Frankfurt am Main und Berlin 1990, S. 255 f.
(30) Paul Krannhals: Das organische Weltbild. Grundlagen einer neuentstehenden deutschen Kultur. Band I. München 1928, S. 42
(31) R(ichard). Walther Darré: Das Bauerntum als Lebensquell der Nordischen Rasse. München 1929, S. 61
(32) Edgar J. Jung: Die Herrschaft der Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein Neues Reich. Berlin 31930, S. 75
(33) Was wir vom Nationalsozialismus erwarten. Zwanzig Antworten. Hrsg. von Albrecht Erich Günther. Heilbronn 1932, S. 7
(34) Ernst Anrich: Drei Stücke über Nationalsozialistische Weltanschauung. Stuttgart 1932, S. 4
(35) Ebd.
(36) Hans Hinkel: Revolution des Geistes. In: Almanach der nationalsozialistischen Revolution. Hrsg. von Wilhelm Kube unter Mitarbeit von Willi Bischoff und Heinz Weiß. Berlin 1934, S. 181–185, hier S. 184
(37) Hermann Hofmeister: Germanenkunde und Nationale Bildung. Braunschweig 1934, S. 48
(38) Zitiert nach: Hans Schemm spricht. Seine Reden und sein Werk. Bearbeitet von G. Kahl=Furthmann. Bayreuth 1935, S. 80
(39) Max Wundt: Aufstieg und Niedergang der Völker. Gedanken über Weltgeschichte auf rassischer Grundlage. München und Berlin (1940), S. 55
(40) Zitiert nach Hedwig Conrad-Martius: Utopien der Menschenzüchtung. Der Sozialdarwinismus und seine Folgen. München 1955, S. 267
(41) Walter-Gerd Bauer: Die Religion des Abendlandes. Gedanken zur Rechtfertigung des höheren Menschentums. 1. Band. Hamburg-Hohenfelde (1952), S. 151
(42) Zitiert nach Andrea Ludwig: Neue oder Deutsche Linke? Nation und Nationalismus im Denken von Linken und Grünen. Opladen 1995, S. 117
(43) Rolf Winter: Little America. Die Amerikanisierung der deutschen Republik. Hamburg 1995, S. 24
(44) Eckhard Henscheid: Alle 756 Kulturen. Eine Bilanz. Frankfurt am Main 2001, S. 15, 52, 23, 28, 30, 35, 113, 41, 44, 46, 73
(45) Joachim Kardinal Meisner: Wenn Gott nicht mehr in der Mitte steht. In: »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, 19.9.2007, S. 10

Der vorliegende Text wurde redaktionell gekürzt.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Gerhard Henschel: Menetekel. 3 000 Jahre Untergang des Abendlandes. Die Andere ­Bibliothek/Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main 2010. 372 Seiten, 32 Euro. Das Buch ist soeben erschienen.