Kalter Latte

»Das kann ich doch nicht annehmen! Ich kann doch nicht annehmen, dass das alles ist?!« Hier ist es endlich: das Album zum Otto-Witz! Es heißt »The Modern Deep Left Quartet« und kommt von Cobblestone Jazz. Deren inspiriertes Debüt »23 Seconds« (2007) schüttelt man sich aber am besten sofort aus dem Sinn. Höchstens vier von acht Tracks sind geeignet, den Genuss eines Latte »irgendwas« in einer Bar in Berlin-Mitte zu flankieren. Ein Dudeldi-Jazz-Thema, wie es auf dem Tech-House-Track »Sun Child« allerkonventionellste Form annimmt, braucht kein Mensch.
Dass Mathew Jonson zuletzt selten zu überzeugen wusste, weil es seinen Techno-Funk-Tracks an verquietschter Knuffigkeit und zwingendem Wahnsinn mangelte, passt da durchaus ins Bild, obgleich er Cobblestone Jazz gemeinsam mit Danuel Tate und Tyger Dhula betreibt. Neuerdings ist außerdem Colin de la Plante (The Mole) dabei. Es handelt sich um ein Live-Session-Projekt, bei dem zig Analog-Synthies, Sammlerstücke mithin, und ein Fender Rhodes zum Einsatz kommen. Und weshalb machen diese Typen nichts Gescheites damit? Hier ein fliegender Flummi-Bass, hier eine angenehme Dub-Techno-Melodie, dort eine Prise Klapper-Percussion. Und sonst? Die Dynamik der Tracks ist mäßig, der Spannungsaufbau reine Routine. Komplexitäten? Schwer vermisst und nirgends gefunden. Am Ende ist man froh, dass sie die Finger von der Autotune-Software gelassen haben – es ist nur der gute alte Vocoder-Effekt. Schwein gehabt.

Cobblestone Jazz: The Modern Deep Left Quartet (Wagon Repair/K7!/Alive)