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Jungle World 17/10: »Zu hierarchisch, zu zentralistisch und zum ­Streiken viel zu träge«
Strukturen verändern
Dass die DGB-Gewerkschaften streikmüde und viel zu träge sind, ist unbestritten. In der Analyse der Organisationsstruktur muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass die im Artikel angesprochene und kritisierte Institutionalisierung der Verhandlungsführung, bei der »ein betriebsfremder Funktionär hinter verschlossenen Türen einen Sozialplan für sein anonymes Klientel aushandelt«, durchaus Vorteile birgt. Wenn nämlich dieser hauptamtliche Funktionär einerseits keine Repressionen und persönliche Nachteile von Seiten der Unternehmensführung zu befürchten hat und andererseits zu erwarten ist, dass ein Betriebsangehöriger vordergründig im Interesse des eigenen in Konkurrenz stehenden Betriebes (ver)handelt, während von einem gewerkschaftlichen Funktionär erwartet wird, das Prinzip der betriebsübergreifenden Solidarität zu berücksichtigen. Dennoch muss diskutiert werden, wie sich die Organisationsstruktur verändern muss, um unter postfordistischen Bedingungen eine gesellschaftliche Kraft für progressive Politik zu werden. Leider sieht es eher so aus, als ob sich in der derzeitigen Debatte über die Veränderung der Organisationsstruktur der größten Einzel­gewerkschaft der »Reformflügel« durchsetzt und die IG Metall immer zentralistischer wird.
Beste Grüße,
Daniel R.