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Jungle World 21/10: »Wenn Burka auf Blahniks trifft«

Sex in the wrong City?
Zugegeben, der derzeitige Hype kann schon etwas nerven. Kann man trotzdem was Positives daran sehen? Nicht, dass dies bereits ein Grund für den Kinobesuch wäre.
Der Film scheint ja erstmal aus einer Traumwelt aus ungesunden Schuhen, Klamotten und Shoppingorgien zu bestehen, als gäbe es kein Morgen, keine Schufa, Gerichtsvollzieher und Lohnpfändungen, dafür große Geldscheine aus dem heimischen Laserdrucker. Und Probleme haben die Damen!
Ein kritischer Moment scheint also folgender zu sein: »Küssen lässt sich auch Samantha, und zwar nachts am Strand von einer Zufallsbekanntschaft. Ein Hotelgast hat es bemerkt und ruft die Polizei. Samantha wird inhaftiert und kommt nur dank guter Beziehungen auf freien Fuß. Ab diesem Zeitpunkt müssen sich die Girls auf eigene Faust durchschlagen, das Märchen aus 1001 Nacht endet hier, und plötzlich ist das Emirat weit davon entfernt, das neue New York zu sein.«
Schau einer an, der Hype um das »Übermorgenland« ist einem ja noch in guter Erinnerung. Wo es nicht an Geld fehlt, kann man zwar eine Mischung aus New York und Paris in den Wüstensand pflanzen, aber nicht einfach die Kultur. Wurde bereits Afghanistan als Mittelalter mit Kalaschnikow bezeichnet, so könnte man Dubai als Mittel­alter mit futuristischer Science-Fiction-Welt bezeichnen. Man kann Glasfassaden bauen, aber dahinter verbirgt sich nach wie vor die Kultur des Wüstenvolkes plus Islam und da passen bestimmte Gewohnheiten einfach nicht hinein. Da endet schnell die Toleranz, und dazu braucht es nicht erst fanatische Taliban. Ist diese Filmszene etwa als Reisewarnung zu verstehen? In diesem Wüstenparadies kannst du Geld ohne Ende loswerden, shoppen und konsumieren bis zum Anschlag, aber pass auf, was du treibst. Du kannst schneller Ärger bekommen, als dein Handy nachgeladen ist. Bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt, auch wenn man es nicht mit Saudi Arabien vergleichen kann, wo es dank Öldollar ja auch alles zu kaufen gibt, was man aus westlichen Shoppingmeilen gewohnt ist. Na, fast alles. Alkohol und harmlose Frauenbildchen natürlich nicht, von Sex wollen wir gar nicht erst anfangen. Rechner gibt es natürlich auch, nur der Netzzugang lässt etwas zu wünschen übrig. Was sich dahinter verbirgt, sollte sich herumgesprochen haben, und als Touristenland ist diese Gegend nicht gerade zu empfehlen. Dubai mag da freizügiger sein, aber auch das hat Grenzen. Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte würden sicher ihren Urlaub derzeit nicht im Gaza verbringen wollen, hinter der Mauer lebt sich es da doch etwas gewohnter.
Saul Len