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Diesmal war es wieder besonders schwer mit dem Titelbild. Sozialthemen sind immer eine große Herausforderung. Die Idee gab es schon länger, doch als sich die Kolleginnen und Kollegen am Dienstag um den Monitor unseres Layouters versammelten, stellte sich heraus: Die meisten wissen überhaupt nicht, was ein Spa ist! Nur die Fitnessstudio-Schönheiten der Redaktion wussten sofort Bescheid. Dass Google in 0,37 Sekunden 258 000 000 Ergebnisse zu dem Suchbegriff findet, konnte schlecht als Argument herangeführt werden. Die Frage war: Gehören unsere Leserinnen und Leser zu jenen Leuten, die sich weder einen Besuch im Spa leisten können, noch diese gelben Zeitschriften lesen, in denen von der Welt der Heilbäder, Schönheitsfarmen, Wellness-Center und Saunalandschaften berichtet wird? Oder sind sie alle derart in bzw. verspannt, dass sie ganz selbstverständlich wissen, dass ein Ressort nicht nur die Abteilung einer Zeitungsredaktion ist und Ayurveda keine nepalesische Maoistenpartei?
Es gab noch andere Titelbildvorschläge. Die Familie im Bett mit Pudelmützen, der man wegen ihrer Prenzlauer-Berg-Ausstrahlung wirklich nicht abnahm, dass sie nun wegen der Streichung der Heizkostenzuschüsse frieren muss, hat es ebenso wenig geschafft wie die traurige Prinzessin, die der spät-römischen Dekadenz hinterherweint, und der indische Yogi, der seit 70 Jahren nichts gegessen hat.
Also sagten wir uns, okay, testen wir doch einfach mal, wie unsere Leserinnen und Leser so drauf sind. Ob die so untrendy sind wie wir oder vielleicht ja doch kulturell viel aufgeschlossener. Jetzt musste nur noch das richtige Bild gewählt werden. Menschen in Whirlpools gab es einige. Die Frau, deren von Lotusblüten umspültes Gesicht aus dem Wasser lugt, wurde als »Wasserleiche« identifiziert und flog raus. Dasselbe Schicksal ereilte eine Frau im Pool mit buntem Cocktailglas wegen ihres zu knappen Bikinis. Am Ende hat es dann dieser uns unbekannte Mister geschafft, weil man ihm am ehesten den Satz zutraute: »Spapaket? Na klar! Ich spa ja auch!« Was er wirklich beim Fotoshooting gesagt hat, wissen wir nicht. Egal, die Zeitung muss jetzt in die Druckerei.
Nun beschäftigen wir uns erstmal mit anderen Dingen. Also mit Fußball. Am 17. Juni geht es im Bandito Rosso in Berlin um »Männlichkeitsbilder im Fußball«. Mit dabei sind unsere Sport-Redakteurin Elke Wittich und verschiedene Ultra-Fan-Gruppen (siehe Anzeige Seite 16). Am 23. Juni zeigen wir ebenfalls in Berlin, im schönen Festsaal Kreuzberg, das Spiel Ghana – Deutschland und laden gemeinsam mit Yad Achat und dem Bündnis aktiver Fußballfans im Vorfeld zu einer Podiumsdiskussion (»Schwarz-Rot-Was?«) über den WM-Nationalismus (siehe Anzeige Seite 6) ein. Außerdem erwarten unsere Experten Sie nun jede Woche in unserem WM-Studio auf den Sportseiten im Dschungel.