Der Antiportugiese

Portugal hat so allerhand zu bieten. Lediglich mit berühmten Persönlichkeiten der Gegenwart ist das Land nicht allzu reich gesegnet. Da ist Ronaldo. Und Ronaldo. Und nochmal Ronaldo. Aber dann kommt ganz lange nichts. Immerhin gibt es José Manuel Barroso, dem qua seines Amtes als Präsident der Europäischen Kommission sogar beachtliche internationale Bedeutung beigemessen wird.

Sein Amt benutzt er dieser Tage, um mit seinem eigenen Land zu verfahren wie der Zuchtmeister mit dem Untertanen. Das ist kein gänzlich unsympathischer Zug. Wer würde nicht gern seiner Regierung einmal ordentlich den Marsch blasen und ihr sagen wollen, wo es gefälligst lang zu gehen hat? Allerdings verflüchtigt sich jegliches Wohlwollen gegenüber Barroso bei genauerem Hinsehen schnell. Denn er führt sich auf, als habe ihm ausgerechnet die deutsche Regierung zackige Befehle erteilt.
Nach den Vorstellungen der EU-Kommission müssen künftig Länder, die in Haushaltsangelegenheiten schludern und sich über Gebühr verschulden, umgehend einen Betrag in Höhe von 0,2 Prozent ihres Bruttosozialprodukts an einem ominösen Ort hinterlegen. Bringen sie die Kasse nicht dalli-dalli wieder in Ordnung, wird das Geld an die fleißigen, rechtschaffenen EU-Staaten verteilt. Das soll angeblich vor Finanzkrisen schützen, bedeutet aber vor allem, dass ein Land wie Portugal seiner Bevölkerung noch mehr abpressen wird als zuvor. Ausnahmen soll es nach den verschärften EU-Stabilitätskriterien nicht mehr so ohne weiteres geben – was so lange gelten dürfte, bis Deutschland oder Frankreich selbst dagegen verstoßen.
Barroso bleibt sich mit diesen Plänen treu. Die Partei, aus der er kommt, nennt sich sozialdemokratisch, ist aber so rechts, dass sie in der Europäischen Volkspartei gleich gemeinsame Sache mit der CDU macht. Als »Reformer« und »Mann der Mitte« bezeichnet er sich – was heutzutage die meisten Politiker tun und in der Regel heißt, dass man es für mildtätig hält, Menschen zu Hungerlöhnen schuften zu lassen und von Erwerbslosen, die sich regen können, zu verlangen, dass sie den Standort blankputzen.
Barroso soll Sarkozy schon in der Vergangenheit hörig gewesen sein wie ein Schulbub dem Oberlehrer und Angela Merkel gar mit ständigen Anrufen genervt haben. Vielleicht bekommt er nun von den beiden zum Dank ein Fleißkärtchen verliehen.