Cola statt Vertrag

Überstunden als Normalfall, dauernder Zeitdruck, unfähige Chefs, Zwölf-Stunden-Tag und im Bedarfsfall auch am Wochenende knechten – die Arbeitsbedingungen, die sich Informatiker und anderes IT-Personal gefallen lassen, würden in anderen Branchen Gewerkschaften und Arbeitsmediziner auf den Plan rufen.
Dass dies im Fall der IT-Branche nicht so ist, liegt nicht nur daran, dass kostenlose Cola für alle, Gratisbrötchen und schicke Kaffeemaschinen in den meisten Unternehmen an die Stelle einer Arbeitnehmervertretung getreten sind. Sondern auch an dem Umstand, dass vor allem junge Coder, außer sich vor Glück, das Hobby zum Beruf machen zu können, eine verklärte Außendarstellung ihrer Jobs verbreiten. Aus dem unsexy Umstand, dass man weisungsgebunden und ständig verfügbar ist, entsteht dann schnell die Legende, man werde im Grunde nur für lockeres Daddeln bezahlt, und das auch noch sehr gut. Die Tatsache, dass das Gehalt für eine 40-Stunden-Woche zwar ausgesprochen komfortabel, für eine wöchentliche Arbeitszeit von 60 Stunden jedoch nicht wirklich gut ist, wird genauso schnell vergessen wie der Umstand, dass der versprochene Freizeitausgleich für Mehrarbeit meist aus widerwillig gewährtem Malspäterkommen besteht.
Eine Untersuchung zeigt jetzt die Auswirkungen des IT-Geknechtes: Sara Sarrafi Zadeh und Khyrunnisa Begum vom Department of Studies in Food Science and Nutrition der Universität von Mysore untersuchten 91 Diplom-Informatiker und kamen zu dem Schluss, dass 20,9 Prozent unter »ernsten« und 35,2 Prozent unter »leichteren Schlafproblemen« litten. Weniger als die Hälfte der Coder hatte »normale Schlafgewohnheiten«, im Gegensatz zu 77 Prozent der Durchschnittsbevölkerung. Und: »Die mentale und physische Gesundheit der Probanden mit Schlafproblemen war signifikant niedrig.«