Immer wieder Thierse. Diesmal ist es die Vorgangsnummer 1456/11/513100, unter der er aktenkundig geworden ist. Ja, eben jener Wolfgang Thierse, unser Sozial-Katholik mit dem Bart aus dem Prenzlauer Berg. Einst war er Präsident, jetzt ist er Vizepräsident des Deutschen Bundestages – ein Aufstieg hört sich anders an. Aber hey, heute mal kein böses Wort über Ossibär! Denn wenn jemand noch ordentlich Antifa macht, dann doch olle Wolle. Wir erinnern uns: Am 1. Mai vorigen Jahres erst, da saß er in Berlin auf der Straße, um tapfer einen Aufmarsch von Neonazis aufzuhalten. »Thierse blockierse!« johlten die umstehenden jungen Antifa-Racker. Das gab mächtig Ärger. Nicht mit den Nazis, die hatten davon nichts mitbekommen, aber mit der Polizei. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft war »empört«, forderte den Vizesitzungsleiter gar zum Rücktritt auf.
Aber Thierse ließ sich nicht einschüchtern vom Staat, dessen zweithöchsten Repräsentanten er stellvertritt. Und deshalb war Antifa-Wolfgang auch am vorigen Wochenende in Dresden dabei. Denn, klare Sache: Wieder gab es Nazis, Polizei und Straßenblockaden. Ein Fall für Blockierse-Thierse. Um auf dem Asphaltpflaster zu hocken, war es zu kalt, aber Zottel kann auch mit Worten kämpfen, wenn es sein muss und andere Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen. Und so stand Wolfgang Thierse nicht nur mahnend an einer Mahnwache, sondern gab auch noch dem MDR entrüstet ein Interview. Dass drei Neonazi-Veranstaltungen zugelassen, die Rechte der demokratischen Demonstranten dagegen eingeschränkt worden seien, das empöre ihn, dies sei wohl »sächsische Demokratie«, erklärte er höhnisch. Die Polizei sei »vollauf damit beschäftigt, die Neonazis zu beschützen«.
Paff! Das saß! Noch am selben Abend stellte Andreas Arnold Strafanzeige wegen Beleidigung. Andreas Arnold ist auch ein Vize. »Vize-Chef der Polizeidirektion Oberes Elbtal/Osterzgebirge«. So jedenfalls tituliert ihn die Bild, die sich seiner Empörung anschloss: »Die Polizisten sind die wahren Helden der Krawalle. Und nun das: Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (67, SPD) beleidigt öffentlich die Polizei.« Sie zitiert Arnold: »Ich kann es nicht hinnehmen, dass Polizisten auf eine Stufe mit den Nazis gestellt werden. Das ist eine Beleidigung der sächsischen Beamten.« Nun ermittelt also erneut die Staatsanwaltschaft gegen Thierse. Wer meldet die Soli-Demo an? Ich komm’ auch hin.
