Law and Order-TV

Zu den nächtens trostlosesten Fernsehsendern gehört das ehemals als Qualitätsdingens gestartete Vox, und das gar nicht einmal deswegen, weswegen die Mehrzahl der deutschen Randprogramme ab Mitternacht unguckbar sind. Denn man wird dort nicht etwa von mit großer Geste herumhampelnden Moderatoren-Darstellern angeschrien, jetzt aber sofort und auf der Stelle anzurufen, um endlich die Lösung für ein Tier mit fünf Buchstaben – fängt mit P an und hört mit D auf, zwischendrin kommt kein I vor – durchzugeben und umgehend 500 Euro zu gewinnen.
Nein, bei Vox wird nachts gemordet, und zwar täglich. Und in echt. Die Serie »Medical Detectives« beschäftigt sich mit Kriminalfällen, die wirklich so passiert sind, und zeigt die Arbeit von Medizinern, die mysteriöse Todesfälle aufklären. Das an sich ist nun für ein Nachtprogramm noch nicht besonders trostlos, wäre da nicht der hochmoralische Law and Order-Tonfall, in dem die Fälle geschildert werden, plus das ständige Stellen rhetorischer Fragen sowie das beständige Wiederholen der bislang bekannten Fakten. Das mag für ein Publikum mit einer Aufmerksamkeitsspanne von, im besten Fall, fünf Minuten durchaus nützlich sein, denn natürlich müsste man notorisch unkonzentrierten Menschen dauernd die Basics noch mal von vorne erklären, damit sie auch verstehen, worum es geht. Wobei die armen Aufmerksamkeits-Legastheniker womöglich auch nur eine schwere Allergie gegen klimpernd-deprimierende Spannungsmusik sowie gegen deutsche, die US-Fälle zusätzlich mit wichtiger Miene erklärende Wissenschaftler haben, die beide immer mal wieder ohne besonderen Anlass in der Sendung auftauchen. Oder gegen Wiederholungen, denn die einzelnen Folgen laufen ständig, oder vielleicht gibt es auch bloß insgesamt fünf, was einiges erklären würde. Apropos fünf: Pferd, ganz klar.