Der ruhmreiche Rastlose

Jorge Semprún. Holocaustüberlebender, Deutschland-Freund, Intellektueller, Fürsprecher der Arbeiterklasse, Kommunist, Kommunistenhasser, Schrifststeller, Politiker – Jorge Semprúns Biographie ist ziemlich einzigartig, voller Brüche und doch konsistent. Hätte er nicht mehr als seinen Roman »Die große Reise« über seine Internierung in Buchenwald geschrieben, es hätte schon für den ewigen Ruhm gereicht. Dieser Roman ist der erschütternde Versuch, das Grauen der Shoah literarisch aufzuarbeiten. Semprún beschreibt, wie Menschen wie Vieh behandelt werden und in Viehwaggons unter unwürdigsten Bedingungen in die Todes­fabriken befördert werden. Aber er schrieb auch immer wieder über die Irrungen des Kommunismus, an den er einst geglaubt hatte und in dem er bald nur noch ein weiteres totalitäres System sah. Semprún kämpfte in der Résistance gegen die Nazis, litt unter Franco, war dauernd auf der Flucht und immer auf der Suche. Vergangene Woche ist ein rastloses Leben zu Ende gegangen.   AHA