Türkisch für Lehrer

Vor drei Jahren lief der französische Dokumentarfilm »Die Klasse« ziemlich erfolgreich in den Kinos. Der Film handelt von einem engagierten Lehrer, der in einer sogenannten Problemschule unterrichtet, in der fast jeder Schüler einen Migrationshintergrund hat. Der Film gewährt Einblicke in das Paralleluniversum Schulalltag.
Ganz ähnliches leisten auch die Bekenntnisse einer Frau Freitag, die unter Pseudonym über ihre Tätigkeit als Gesamtschullehrerin an einer deutschen Schule in einem sogenannten Problembezirk berichtet.
»Chill mal, Frau Freitag« ist weniger ein Buch zur Sarrazin- und Migrationsdebatte als ein Lehrer-Buch. Lehrer sind ja bekanntlich faul, haben zu viel Freizeit und bringen ihren Schülern nur unnützes Zeug bei. Vielleicht stimmt das ja auch. Frau Freitag aber ist eine gute Lehrerin, eine Lehrerin, die ihren Beruf liebt und ihre Schüler schätzt, auch wenn diese schrecklich nerven und lieber SMS verschicken, als dem Unterricht zu folgen. Frau Freitag beschreibt, wie sie sich mit selbstverfassten Entschuldigungen ihrer Schüler herumplagen muss und wie sie angefangen hat, ein paar Brocken Türkisch und Arabisch zu lernen, um besser mitzukriegen, was um sie herum wirklich passiert.
Frau Freitag hat kein Patentrezept anzubieten, keinen Masterplan, wie Problemschulen in Deutschland besser funktionieren könnten. Letztlich bleiben ihr selbst nur der Galgenhumor, ein eiserner Wille und ein dickes Fell, um Tag für Tag pubertierende Teenager, Möchegern-Gangstas und kichernde Mädchen ertragen zu können.

Frau Freitag: Chill mal, Frau Freitag. Ullstein, Berlin 2011, 335 Seiten, 9,99 Euro