Vor der Revolution

Auf der endlosen Suche nach immer noch obskureren musikalischen Phänomenen in immer noch entlegeneren Landstrichen ist das Wiederveröffentlichungs-Label Now Again jetzt im Iran und bei dem Schnauzbartträger Kourosh Yaghmaei angekommen. Nachdem zuletzt tür­kischer Psychedelic aus den Siebzigern schwer angesagt war bei den Diggern in aller Welt, hört man jetzt eben Psychedelic-Rock aus dem Iran. Ohne den kleinen Türkei-Boom bei Pop-Hipstern wäre wohl kaum eine Entdeckung von Kourosh Yaghmaei in so großem Stil denkbar gewesen. So aber werden die Songs, die der iranische Rockmusiker bis zur Revolution 1979 aufgenommen hat, gleich als sattes Dreifach-Vinyl und Doppel-CD veröffentlicht. Der Reiz dieser Aufnahmen liegt natürlich in ihrer Obskurität. Der erklärte Fan der Ventures, der Beatles und der Stones hatte damals erst gar nicht groß versucht, zu verbergen, dass seine Einflüsse aus dem Westen kamen. Und so hört man hier astreine Twang-Gitarren und angepsychten Beat. Dass diese Musik nicht etwa aus den USA stammte, darauf lässt musikalisch nur wenig außer dem Gesang in Farsi schließen. Im Moment der iranischen Revolution war es dann aber vorbei mit Kourosh Yaghmaeis Karriere. Seine Musik wurde nirgends mehr gespielt, seine Tonträger wurden vernichtet. Man hört hier also im Iran längst verpönte Musik eines Rockers aus einer längst vergangenen Zeit, und man ist ­erstaunt, wie gut diese Rockmusik aus dem Iran einmal geklun­gen hat.

Kourosh Yaghmaei: Back From The Brink (Now Again)