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Voriges Jahr haben wir ja fett im Festsaal Kreuzberg gefeiert, mit Bands und so. In den Jahren davor fanden unsere Jahresendfeiern im kleineren Monarch statt. Diesmal wollen wir ganz privat da feiern, da, wo wir sonst arbeiten. Hinter diesen drei Locations stecken drei unterschiedliche Konzepte: Festsaal, das hieß, die Veranstaltung war öffentlich, Plakate wurden geklebt, jede und jeder war eingeladen. Monarch, das bedeutete, wir haben vor allem unsere Autorinnen und Autoren eingeladen, feierten offiziell intern, streuten aber unter allen lieben Leuten, dass wir uns über Besuch freuen würden, und man Freundinnen und Freunde mitbringen möge. Diesmal feiern wir nun also erstmals im neuen Jungle-Headquarter, und das bedeutet, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, egal wie lieb Sie sind, diesmal leider alleine feiern müssen, es sei denn, Sie gehören zum inner circle der Jungle World.
Nun fragen Sie sich vielleicht, was bedeutet ›inner circle‹? Seit über zwölf Jahren haben Sie die Zeitung abonniert, wenn Sie nachts aufwachen, dann haben Sie gerade geträumt, dass Bigbeatland-Markus Sie in den Gulag schicken wollte. Wenn Ihre Kumpels Sie Freitagabend fragen, ob Sie Lust auf Disco haben, denken Sie: Nicht schon wieder debattieren! Wenn man Sie mit zur Volksküche nehmen will, korrigieren Sie: »Bevölkerungsküche!« Wenn Sie unterwegs eine Gastwirtschaft namens »Deutsches Haus« entdecken, ziehen an ihrem inneren Auge Opfer von Naziübergriffen und rassistischer Gewalt vorbei. Und tatsächlich, so gesehen, sind Sie echt voll und ganz Jungle und hätten es mehr als verdient, bei unserer Betriebsfeier mitten drin auf dem Tisch zu tanzen. Aber wie sollen wir Ihre Jungle-Affinität messen? Da könnte ja jeder kommen. Sollen wir einen Jungle-Test machen am Einlass? Wie viele Folgen gab es vom Letzten linken Studenten? Wer sind Lilly und Poldi? Und: Wie viele Buchstaben hat ein durchschnittliches Dossier?
Allerdings geht es uns wie Ihnen. Auch wir wissen nicht, wer zum inner circle gehört. Die 20 Betriebsangehörigen doch wohl definitiv. Aber sonst? Autorinnen und Autoren? Die Vereinsmitglieder? Die stillen Einleger? Ehemalige Kolleginnen und Kollegen? Sports- und Geschäftsfreundinnen? Sexualpartner, Saufkumpaninnen und Genossen? Mitbewohner, Partyschwestern und Lebensgefährten? Hausdealer und Kinder? Die Nachbarn von unten? Die Lover von gestern? Hey, so groß ist unser Domizil auch wieder nicht!
Das Gute an dem Beschluss, die Party »im kleinen Kreis« zu feiern, ist, dass Weihnachten doch noch eine ganze Weile hin ist und die Geschäftsführung, in deren Händen das Organisatorische bis auf Weiteres liegt, Zeit genug hat, sich Gedanken zu machen, wie solch ein kleiner Dschungel-Kreis aussehen soll. Wir sind, liebe Leserinnen und Leser, genauso gespannt wie Sie, ob wir eine Einladung erhalten werden.