Twittern lernen

Gut, die Sache mit dem Leerzeichen vor dem Komma hat er in der Tat nicht verstanden, und die Grundregel »Don’t feed the troll« hat ihm auch noch niemand erklärt – aber ansonsten liegt gegen den Twitterer Becker_Boris eigentlich nichts weiter vor. Und nicht nur das: Statt wie seine viertelprominenten VIP-Kollegen notorisch so zu tun, als sei er ständig über jedes aktuelle Vorkommnis bestens informiert, fragt der ehemalige Tennis-Superstar halt einfach per Tweet nach, wenn er etwas nicht ganz verstanden hat. So wie letztens beim Gefangenenaustausch zwischen Hamas und Israel. Dass mehr als 1 000 Palästinenser für Gilad Shalit freigelassen wurden, erstaunte Boris Becker sehr, bis ihm einer seiner mehr als 16 000 Follower das Solidaritätsprinzip der israelischen Armee und Gesellschaft erklärte. Natürlich kommt es hin und wieder auch zu bizarren Momenten, zum Beispiel in der vorletzten Woche, als Becker (gleichzeitig mit Zigtausenden anderen Twitter-Usern) die Breaking News verkündete, dass ­Julian Assanges Einspruch gegen die Auslieferung von Großbritannien nach Schweden nicht stattgegeben wurde – und eine halbe Stunde später in einem neuen Tweet erklärend hinzufügte: Julian Assange ist der Gründer von WikiLeaks. Denjenigen, die ihn mit Hohn und Spott von wegen »Hast du wohl selber erst nachgucken müssen?« überschütteten, antwortete der Ex-Profi gleichbleibend freundlich. Wie übrigens auch allen, die über seine Rechtschreibung und Zeichensetzung meckern. Und manchmal wird’s sogar richtig lustig: »@Becker_Boris wo bist Du? Vermisse Dich hier auf dem Sportpresseball in Frankfurt. Dein Freund Lothar M. ist auch da!« schrieb letztens einer seiner Follower. Die Antwort kam schnell und präzise wie Beckers legendäre Aufschläge: »Wenn der Lothar da ist, muss ich ja nicht hin.«