Trash von gestern

Einer der schrillsten Hypes des Jahres 2010 war die südafrikanische Gruppe Die Antwoord: Underground der südafrikanischen Art. Rapper Ninja, eine Goldzähne tragende Crack-Fantasie, bellte genervt ins Mikro. Flankiert wurde er von der einigermaßen verpeilten, wasserstoffblonden Kollegin Yo-Landi, die sich anhörte wie Schlumpfine in der »Itchy-and-Scratchy-Show«.
Auf ihrem Debüt » $O$« erzählten sie dreckige Geschichten aus ihrem Leben und machten einen auf »white trash«. Nahmen Journalisten diesen Faden auf, schüttelten sie den Kopf und beharrten darauf, »die Kunst der Zukunft« zu verkörpern. Sprach man sie eben darauf an, betonten sie, von Kunst keinen Schimmer zu haben. Ninja und Yo-Landi tanzten Rätsel-Pogo mit den medialen Erwartungen.
Das zweite Album des Duos heißt »Tension« und bietet mehr davon: mehr Eurotrash-Rave-Fanfaren, mehr aggressive Ausraster-Lyrics, mehr Wackel-Wobbel-Basslines, mehr Gangsta-Attitüde, mehr Neunziger-Electroclash. Ab und an bounct ein komplizierter Post-Sonstwas-Rumpel-Beat aus der Werkstatt DJ Hi-Teks. Und Ninja kann selbstredend immer noch nicht ordentlich rappen.
Die Zukunft, die Die Antwoord großmäulig zu sein vorgaben und bereits vor zwei Jahren mitnichten waren, ist in ihrer eigenen Vergangenheit hängen geblieben. Die Musikvideos zeigen Kakerlaken im Rührei und Spinnen, die über Gesichter krabbeln. Wer sich von so was schocken lässt, hat wahrscheinlich noch nie einen ordentlichen Torture Porn gesehen. Wir empfehlen »Hostel«, »Wolf Creek« und »The Devil’s Rejects«.

Die Antwoord: Tension (Cooperative/Universal)