Wulffen geht nicht

Gelegentlich hieß es in der Christian-Wulff-­Debatte, der Mann sei von den Journalisten hingerichtet worden. Und manche forderten, Journalisten sollten doch lieber mal auf ihre eigenen Privilegien schauen, bevor sie dem Präsidenten seine paar popeligen Vorteile missgönnen.
Nun, es mag sein, dass auch manche Journalisten ganz gut im Abstauben sind. Gehobene Politjournalisten dürfen im Tross der Minister und Präsidenten mitreisen, da fällt bei den Banketten bestimmt so manches Menü der besseren Klasse ab oder zumindest das, was Angela Merkel und die anderen vom Buffet übrig gelassen haben. Aber sonst? Welche Privilegien bekommt man denn sonst noch zugeschoben? Den Journalistenausweis vielleicht. Und selbst der kostet noch etwas. Aber wofür ist der überhaupt gut? Ins Museum kann man mit Presseausweis für lau gehen, aber so oft geht man gar nicht in eine Ausstellung, um das Geld für den Ausweis wieder reinkriegen zu können. Das einzige, was so ein Ausweis bringt, sind Vergünstigungen beim Bahnfahren und Prozente bei Air Berlin, der Fluggesellschaft, die Wulff ohne mit der Wimper zu zucken ein Upgrade besorgt hat, das man selbst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bekommen würde.
Okay, super, Ermäßigungen beim Reisen, weil man Journalist ist. Das Problem ist nur: Man hat gar nicht das Geld zum Reisen. Man fährt lieber mit der Mitfahrzentrale, weil das immer noch billiger ist als ermäßigtes Bahnfahren. Und großartig irgendwo hinzufliegen, das kann man sich ­sowieso nur noch selten leisten.